[686] Schminken. Die Schminken haben die Aufgabe, der Haut eine andre als die ihr von Natur zuteil gewordene, in der Regel jugendliche Farbe zu verleihen, unter Umständen aber auch, vorzugsweise bei Bühnenkünstlern, den Gesichtsausdruck zu verändern und Flecke irgendwelcher Art zu verdecken.
Da es sich bei der Anwendung von Schminken immer um eine Täuschung des Beobachters handelt, so ist die erste Anforderung, die an sie zu stellen ist, die, daß die Täuschung eine möglichst vollkommene, die Färbung eine möglichst natürliche ist. Man unterscheidet pulverförmige, feste, flüssige und fette Schminken.
Die einfachste pulverförmige Schminke ist die Weizenstärke. Sie bildet ein mattes, blendendweißes Pulver mit einem bläulichen Schimmer und ist ganz unschädlich. Sehr viel wird zu Puder auch gepulverter Speckstein verwandt. Er wird dazu besonders präpariert, indem man einen Teil Speckstein mit zwei Teilen Essig übergießt und dann 14 Tage unter öfterem Umschütteln stehen läßt, dann filtriert und mit destilliertem Wasser gründlich auswäscht. Mischt man 100 Teile präparierten Speckstein noch feucht mit 12 Teilen Walrat, der mit etwas rektifiziertem hochgradigen Spiritus zu feuchtem Pulver zerrieben wurde, und trocknet bei gelinder Wärme, so erhält man den »Blanc fard« oder »Blanc français«. Da der Speckstein kein schönes Weiß gibt, so vermischt man ihn je nach Umständen mit Wismutweiß, Magnesia, Kreide oder Zinkweiß. Von dem auch öfter benutzten Bleiweiß ist abzuraten, da es gesundheitsschädlich ist. Die schönste Schminke liefert das Wismutweiß; es hat aber den Uebelstand, daß es in schwefelwasserstoffhaltiger Luft gebräunt wird. Zinkweiß hat diesen Fehler nicht; ihm fehlt aber der Glanz und die rein weiße Farbe. Alle diese Schminken werden in drei Farben, weiß, rosa und gelblich, hergestellt. Zur Hebung der weißen Farbe wird die Schminke mit einer ganz geringen Menge Ultramarin vermischt. Zum Rosafärben verwendet man etwas Karmin, zum Gelblichfärben etwas Karmin und Goldocker.
Die festen Schminken lassen sich aus den pulverförmigen in der Weise herstellen, daß man sie mit einer schwachen Gummilösung zu einer Paste anrührt. Gewöhnlich stellt man sie mit Hilfe von Tragantschleim her. Die fertigen Schminken werden in Porzellanbüchsen gefüllt, die man gut zuklebt, damit die Masse nicht austrocknet. Um dem Austrocknen vorzubeugen, versetzt man die Schminke mit etwas Glyzerin; dies muß aber vorsichtig geschehen, damit die Schminke nicht flüssig wird. Die Schminke in Büchsen führt den Namen »Teigschminke« oder »Potschminke«. Die festen Schminken werden auch in Stangenform hergestellt, und zwar in ähnlicher Weise wie die Teigschminken, nur daß man, um eine festere Masse zu erzielen, mehr Tragant und weniger Wasser verwendet.
Die flüssigen Schminken werden hauptsächlich von Bühnenkünstlern gebraucht; gut verrieben und gut abgetrocknet färben sie wenig ab. Für Rot verwendet man Karmin und Rosenwasser, für Weiß Zinkweiß und Rosenwasser oder Orangenwasser.
Die Fettschminken werden in den verschiedensten Farben und Nuancen hauptsächlich zum Bühnengebrauch hergestellt. Die Grundmasse bildet der Blanc fard oder nur pulverisierter und durch Seide gebeutelter Speckstein, die je nach der verlangten Farbe mit Karmin, Eosin, Terra di Siena, Kienruß oder Anilinfarben gefärbt und mit der Fettmasse, die aus drei Teilen weißem Wachs und 7 Teilen Olivenöl oder 11/2 Teilen Paraffin und 2 Teilen weißem Vaselin besteht, im Verhältnis 11/2 Grundmasse und 1 Fettmasse vereinigt wird. Die Fettmasse wird im Wasserbade geschmolzen, das Pulver hineingerührt, das Ganze etwas abgekühlt, parfümiert und in Blechbüchsen, die zuvor etwas angewärmt wurden, gegossen.
Literatur: [1] Deite, Handbuch der Parfümerie- und Toiletteseifenfabrikation, Berlin 1891. [2] Mann, Die moderne Parfümerie, 2. Aufl., Augsburg 1909.
Deite.