Shapingmaschine [2]

[725] Shapingmaschine. – Um auch bei Shapingmaschinen die hohe Leistungsfähigkeit hochwertigen Schnellschnittstahles auszunützen, werden Antriebe mit möglichst großen Einzelscheiben in Verbindung mit Räderschaltkasten verwendet.

Hierdurch ist ermöglicht, für den Antriebsriemen die günstigste Geschwindigkeit mit größter Durchzugskraft stets beizubehalten und trotzdem sowohl beim kleinsten wie beim größten Arbeitshub, für welche bei Verwendung von Kurbelschwingen die Schnittgeschwindigkeit in weiten Grenzen schwankt, stets mit der höchsten Schnittgeschwindigkeit zu arbeiten. Das lästige Umlegen des Riemens auf der Stufenscheibe entfällt, der Uebergang von einer Schnittgeschwindigkeit zur andern kann leicht und rasch bewerkstelligt werden.

Besonders vorteilhaft erweisen sich Antriebe mit Einzelscheiben und Räderschaltkasten bei unmittelbarem elektromotorischen Antrieb.

Den hohen Anforderungen des Schnellschnittbetriebes entsprechend, werden die neuen Shapingmaschinen besonders kräftig gebaut und reichliche Schmierung der Lager (Ringschmierlager) und Laufstellen vorgesehen.

Statt mit Stirnrädern führen die Wotanwerke A.-G. Leipzig den Antrieb von Shapingmaschinen mit Schneckengetrieben und Stufenscheiben aus und erreichen damit einen[725] überaus ruhigen Gang der Maschine und Wegfall jeder Spur von Erschütterung auf einer geschlichteten Hobelfläche. Für den Antrieb des Stößels mittels Zahnstangen und Ritzel bei Verwendung eines offenen, nur in einer Richtung laufenden Riemens baut die Firma Lange und Geilen, Halle a. S., ein Wendegetriebe mit federnder Friktioskupplung ein, Fig. 1. Hierdurch wird der Antrieb von einer Transmission oder einem Motor aus besonders einfach.

Zur Erzielung eines möglichst beschleunigten Stößelrückganges zwecks Verkürzung der Leerlaufzeit der Maschine verwenden die Mammutwerke Nürnberg zum Antrieb ihrer Schnell-Shapingmaschinen eine Kombination der üblichen langen Kulisse (Kurbelschwinge), mit einer Whitworthschleife (Umlaufschleife). Hierbei nimmt ein in dem Antriebszahnrad radial gleitender Mitnehmer die exzentrisch zu ersterem gelagerte Umlaufschleife mit einer während einer Umdrehung veränderlichen Geschwindigkeit mit. Die Umlaufsschleife nimmt ihrerseits durch einen Kurbelzapfen eine mit dem Stößel gekuppelte Schwinge mit, wobei die Ungleichförmigkeit der Bewegung des ersten Getriebes im Sinne der Erhöhung der Rücklaufgeschwindigkeit weiter erhöht wird. Die Geschwindigkeit des Rücklaufes verhält sich hierbei zu der des Arbeitsganges wie 1 : 5 beim größten und 1 : 2,5 beim kleinsten Hub. Dieser Antrieb wird vorteilhaft mit Einzelscheiben und Schalträderantrieb kombiniert.

Eine aus einer gleichzeitigen Exzenter- und Kurbelbewegung abgeleitete hin und her gehende Stößelbewegung zeigt die in Fig. 2 dargestellte Maschine von Schuchardt & Schütte, Berlin. Das durch eine Stufenscheibe und einfache Räderübersetzung oder durch Einzelscheibe und Schalträder angetriebene Treibrad T besitzt einen in einem radialen Schlitz verschiebbaren Mitnehmer M, der an dem auf einem festen Exzenter E gleitenden Exzenterring R angreift. Es beschreibt somit der Mitnehmer M außer der vom Treibrad T herrührenden umlaufenden Bewegung eine vom Exzenter herrührende hin und her gehende Bewegung. Diese beiden Bewegungen ergeben eine während einer Umdrehung veränderliche Bewegung. Durch einen im Exzenterring sitzenden zweiten Mitnehmer N wird die konzentrisch im Treibrad T sitzende Kurbelscheibe S mit der gleichen wechselnden Geschwindigkeit angetrieben, die sie ihrerseits durch einen Kurbelzapfen Z auf die Kulisse K für den Stößelantrieb in dem Sinne überträgt, daß die Ungleichförmigkeit der Bewegung weiter im Sinne der Beschleunigung des Stößelrücklaufes verstärkt wird. Der Kurbelzapfen Z ist zur Verstellung des Stößelhubes von außen radial auf der Scheibe S verstellbar.

Von den verschiedenen Hilfsvorrichtungen an Shapingmaschinen sind zu nennen: Wagerechte, um eine zur Hubrichtung parallele Achse drehbare Aufspanntische, aufklappbare Tische oder solche mit aufklappbaren Tischplatten für konische Arbeiten, besonders gebaute Schraubstöcke, die um senkrechte oder wagerechte Achsen drehbar sind oder verstellbare Backen haben, wodurch sie zur Befestigung aller möglichen Werkstücke dienen, ferner runde Drehtische nach Art von Planscheiben mit senkrechter und wagerechter Drehachse und selbsttätiger Vorschubdrehung vermitteln: eines Schneckentriebwerkes (s. Fig. 3), Drehtische mit wagerechter, zur Arbeitsrichtung paralleler Achse dienen besonders zum Rundhobeln teilweise runder und solcher Stücke, die infolge eines über den zu bearbeitenden Umfang vorgehenden Ansatzes nicht auf der Drehbank bearbeitet werden können. Zur Bearbeitung konkaver Flächen wird der Stößelkopf drehbar gemacht und mit selbsttätigem Vorschub (Drehung um die Stößelachse) versehen. Zur Bearbeitung von Stirnräderzähnen und andrer zylindrischer Formen von Werkstücken, die auf dem Dorn bearbeitet werden können, dienen Teil- und Rundhobelapparate mit selbsttätigem[726] dauernden Vorschub oder mit Teilbewegung mittels der Teilscheibe. Zur Bearbeitung von Kegelradzähnen dienen besondere, dem Kegelwinkel entsprechend verstellbare Aufspannvorrichtungen für fliegend aufgesetzte Werkstücke und mit Teilapparat, Fig. 4. Zum Stoßen von Nuten in Bohrungen dienen verlängerte Stahlhalter, die am Stößelkopf festgeschraubt werden. Zu nutende Wellen werden durch eine unmittelbar unter dem Stößel befindliche Oeffnung des Maschinenbettes gefleckt. Zur Bearbeitung paralleler Flächen werden oft Stahlhalter für zwei Hobelstähle am Stößel befestigt. Auch kann letzterer eine einfache Vorrichtung zum Abheben des Stahles beim Rückgang erhalten.

Die meisten dieser Vorrichtungen bilden einen empfehlenswerten Ersatz in Fällen, wo Spezialmaschinen nicht genügend ausgenützt würden.

Treiber.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 725-727.
Lizenz:
Faksimiles:
725 | 726 | 727
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