Thermische Nachwirkung

[537] Thermische Nachwirkung. Bei manchen Körpern, besonders bei gewissen Glassorten und Metallen (Silber, Zinn u.s.w.), hat man beobachtet, daß sie nach einer Temperaturerhöhung und Wiederabkühlung nicht sofort vollständig die früheren Dimensionen wieder annahmen. Für einzelne Metalle war die Längenänderung durch eine bestimmte Temperaturänderung selbst nach Stunden nicht zum Abschluß gelangt, [6], S. 701. Solche Erscheinungen werden in Analogie mit der elastischen Nachwirkung (Bd. 3, S. 378) thermische Nachwirkung genannt; sie beeinträchtigen die Genauigkeit mancher Versuchsergebnisse und kommen besonders bei genauen thermometrischen Bestimmungen in[537] Betracht. Berücksichtigung s. [2], [8] S. 30. Nachdem jedoch in neuerer Zeit erkannt wurde, welche Umstände die thermische Nachwirkung beim Glase erhöhen (in erster Linie gleichzeitiges Vorhandensein von Natron und Kali, vgl. [3], [4], [7] S. 28), hat man in Jena Gläser hergestellt, welche fast ohne thermische Nachwirkung sind. Weidmann [5] kam durch Versuche zu dem Schlusse, daß Glas von großer oder geringer thermischer Nachwirkung auch große oder geringe elastische Nachwirkung zeige.


Literatur: [1] Pernet, Beiträge zur Thermometrie (S. 266: Ueber die Abhängigkeit der Nullpunktsdepressionen der Normalthermometer von der Temperatur), Carls Repertorium 1875, XI, S. 257. – [2] Ders., Sur les moyens d'éliminer dans l'évaluation des températures l'influence de la Variation des points fixes, Travaux et mémoires du bureau international des poids et mesures 1881, I, B 1 (s.a. Chappuis 1888, VI, Guillaume 1894, X, etc.). – [3] Weber, Ueber den Einfluß der Zusammensetzung des Glases auf die Depressionserscheinungen der Thermometer, Sitzungsbericht d. Preuß. Akad. 1883, S. 1233. – [4] Wiebe, Ueber den Einfluß der Zusammensetzung des Glases auf die Nachwirkungserscheinungen bei Thermometern, ebend. 1884, S. 843; 1885, S. 1021. – [5] Weidmann, Ueber den Zusammenhang zwischen elastischer und thermischer Nachwirkung des Glases, Wiedemanns Annalen 1886, XXIX, S. 214. – [6] Voigt, Bestimmung der Konstanten der thermischen Dilatation und des thermischen Druckes für einige quasi-isotrope Metalle, Wiedemanns Annalen 1893, IL, S. 697. – [7] Wüllner, Experimentalphysik, II, Die Lehre von der Wärme, Leipzig 1896, S. 158. – [8] Winkelmann, Handbuch der Physik, VII, Wärme, Leipzig 1906, S. 25.

Weyrauch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 537-538.
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