Universitätsgebäude

[724] Universitätsgebäude (Hochschulgebäude) sind, den verschiedenartigen Zwecken der Fakultäten (Fachabteilungen) entsprechend, sehr mannigfaltig gestaltet.

In einem mehrstöckigen Kollegiengebäude sind zu vereinigen die Räume für die Vorlesungen der Rechts- und Staatswissenschaft, der Theologie und der Philosophie mit Hörsälen in verschiedener Größe (s. Saal, 6.). Dazu kommen: im Hauptgeschosse die Aula für Festakte (oft mit Galerien für Gäste), im Erdgeschosse die Zimmer der Verwaltung mit Kassenraum, Säle für Sitzungen, Prüfungen, für Institute und Seminarien, für Fecht- und Turnübungen. Sammlungsräume sind zu beschaffen: a) die Bibliothek mit Lesezimmer und Packraum; kunstgeschichtliche Sammlung mit Bildwerken in Gipsguß. – Das berechtigte Bestreben, für die einzelnen wissenschaftlichen Institute getrennte Gebäude in geeigneter Lage und Gruppierung zu erstellen, findet besonders bei der medizinischen Fakultät und den einzelnen naturwissenschaftlichen Lehrgebieten weitgehende Anwendung. Die Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg i. E., die mit den reichsten Mitteln ausgestattete mustergültige Anstalten besitzt, hat hierfür eine große Anzahl von Einzelgebäuden aufführen lassen [2], [3], [5]. In dem Gesamtlageplan (Fig. 1) ist die Baugruppe[724] des allgemeinen Kollegiengebäudes (wovon in Fig. 2 der Grundriß des Obergeschosses gegeben) mit einer Anzahl getrennter Institute gezeigt. Die Gebäude sind umgeben von Gartenanlagen mit Baumgängen und am Südende begrenzt durch den botanischen Garten mit Gewächshäusern sowie durch das astronomische Institut. Dagegen fehlen die sämtlichen Gebäude der medizinischen Fakultät, welche entfernt hiervon in der Nähe des städtischen Krankenhauses erbaut worden sind. Es sind dies: 1. Anatomie, 2, chirurgische Klinik, 3. psychiatrische Klinik, 4. Augenklinik, 5. geburtshilfliche Klinik, 6. physiologisches Institut, 7. physiologisch-chemisches Institut; die folgenden Institute 8–13 liegen in den obenerwähnten Anlagen längs der Universitäts- und Goethestraße: 8. pharmazeutisches Institut, 9. physikalisches Institut, 10. chemisches Institut, 11. botanisches Institut mit Gärten u. Gewächshäusern, 12. vereinigte Institute für Geologie, Mineralogie, Geognosie, Paläontologie und geologische Landesanstalt, 13. astronomisches Institut mit Sternwarte. – Bei den meisten Gebäuden sind Wohnungen für Vorstände und Diener. – Die äußere und innere Ausstattung sei monumental und würdig.


Literatur: [1] Baukunde des Architekten, Bd. 2, Berlin 1900, Häseke, E., Universitäten, S. 307–320. – [2] Handbuch der Architektur, 4. Teil, 6. Halbbd., Heft 2, a) Hochschulen u.s.w., 2. Aufl., Stuttgart 1905 (mit Angabe der Werke über physikalische, chemische und geologische Institute). – [3] Festschrift zur Einweihung der Neubauten der Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg 1884. – [4] Berlin und seine Bauten, Berlin 1896. – [5] Straßburg und seine Bauten, Straßburg 1894.

Weinbrenner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 724-725.
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