[314] Gebäude, zerlegbare (meist Baracken genannt), werden in leichtester Weise, d.h. in dünnem Rahmen- oder Fachwerk aus Holz, erstellt, während die Zwischenfüllungen der Wand- und Dachflächen aus dünnen Brettern, Dachpappe, Filz oder Segeltuch u. dergl. in ein oder zwei Lagen bestehen. Wesentlich für den praktischen Wert ist ihre Zerlegbarkeit in viele gleichgestaltete handliche Teile, die sich leicht und fest zusammenstellen und später wieder abbrechen lassen und durch eine geeignete Verpackung eine bequeme Versendung ermöglichen.
In früheren Zeiten dienten außer Zelten aus Leinwand leichte aus Stroh, Reisig oder Brettern erstellte Gebäude zur Unterbringung von Truppen, besonders von Reiterei in Feldlagern u.s.w. Auch wurde in Ländern, besonders in holzreichen, wo es galt, Bewohner in unwirtlicher Gegend anzusiedeln, der Gedanke, fertige Häuser herzustellen, die, in Teile zerlegbar, von einem Ort zum andern versendet werden konnten, schon früh in die Praxis umgesetzt. Eine weitgehende Anwendung haben solche Bauten in den letzten großen Kriegen, besonders seit dem amerikanischen Sezessionskriege gefunden, wo sie zur Verpflegung verwundeter und kranker Krieger dienten und dabei deren hoher gesundheitlicher Wert erkannt wurde. Infolge hiervon wurden nicht nur auf Betreiben berühmter Aerzte im Anschlusse an bestehende große Krankenanstalten solche Baracken als Isolierbauten aufgestellt, sondern auch ständige Krankenhäuser (s.d.) im sogenannten Barackensystem erbaut. Ueberhaupt fanden sie Anwendung für allgemeine Zwecke, wie für Fabriken, Wirtschaften, Speise- und Wohnhäuser, auf Bauplätzen, für Sommerhäuser, Schulen, Festhalten u.s.w. Deren große Wohlfeilheit, die Möglichkeit rascher und leichter Versendung und Aufstellung an jedem beliebigen Ort bieten so große Vorteile, daß heute deren Verbreitung eine sehr weitgehende ist und sich über sämtliche Wohnstätten der Erde vollzogen hat.
I. Für Lazarett- und militärische Zwecke haben besondere Anerkennung die von dem dänischen Hauptmann v. Döcker entworfenen Baracken gefunden, die seitens der Landesvereine vom Roten Kreuz [1] eingeführt worden sind (hergestellt von Christoph & Unmack in Kopenhagen und Niesky, Oberlausitz) [2], s. Fig. 1 und 2, und von verschiedenen Firmen ähnlich ausgeführt werden: so von L. Stromeyer & Cie., Konstanz-Kreuzlingen [3], sodann von der Deutschen Barackenbau-Gesellschaft (System Brümmer), Köln a. Rh. und Berlin, D.R.P. Nr. 102850 u.a.m.
Die allen gemeinsame konstruktive Anordnung besteht. darin: Der Unterbau ist aus einem starken Holzrahmen von Fußschwellen erstellt und aus Ripphölzern zur Aufnahme des [314] Fußbodens, der aus gespundeten Brettern besteht, die durch untergeschraubte Leisten zusammengehalten werden. Die Wände werden gebildet aus 1 m breiten Wandtafeln, überfälzt, untereinander paarweise durch Gewerbebänder verbunden und durch Verschlußhaken befestigt. Die Höhe der Wände geht von 2,35 bis 4,0 m und mehr In die Fußschwellen sind sie mit Nut und Feder eingesetzt und an den Ecken mittels Betthaken verbunden. Die Dachtafeln ruhen unten auf den Wänden, oben auf einer Firstpfette, in der Mitte auf Pfetten, die in Entfernungen von 56 m durch Pfosten oder Zwischenwände gestützt werden. Die einzelnen Tafeln werden durch doppelte Deckleisten mit Flügelmutterschrauben unter sich verbunden und hierdurch die Fugen gedichtet. An der First erfolgt die Abdeckung durch einen Blechstreifen. Die Wand- und Dachtafeln bestehen aus 34 cm starken Holzrahmen, die beiderseits mit einer doppelten Lage von wetterfester Pappe, Filz oder Segelleinen, mit isolierender Luftschicht dazwischen. Die Außenseite wird in manchen Fällen durch eine wagerecht laufende jalousieartig überdeckende Holzschalung gebildet. Beide Seiten erhalten dreimaligen Oelfarbanstrich. Für Tropenzwecke wird ein zweites Schutzdach etwa 50 cm über der Dachfläche ausgespannt, um die Wirkung der Sonnenstrahlen zu hemmen. Im kalten Klima (Chinaexpedition) diente eine Ummantelung mit Lehmsteinen (s.d.) zu weiterem Schütze. Die Beleuchtung erfolgt an den Langwänden durch ein- oder zweiflügelige Glasfenster, während die Lüftung durch eine Reihe von Kippfenstern in der Höhe der Langwände sowie durch Dachreiter mit drehbaren verglasten Seitenwänden bewirkt wird. Die Beheizung geschieht durch Dauerbrandöfen. An Orten, wo solche Gebäude auf längere Zeit verbleiben sollen, ist es ratsam, leichte Sockelgrundmauern oder einen durchgehenden Gußmörtelboden anzuordnen; für vorübergehenden Dienst begnügt man sich, den Rasen auszustechen, den Platz mit Kies oder Schlacken zu überschütten und eine Lage Teerpappe darüber zu breiten. Behufs Versendung und guter Aufbewahrung sind die Tafeln in Kisten verpackt, und eine Baracke von 15 m Länge besteht in zehn ganzen und einer halben Kiste, die aus den Fußbodentafeln gebildet werden [1]. Das Gewicht des Gebäudes ohne Einrichtung beträgt 4000 kg.
II. In den nördlichen Ländern, in welchen durch Holzreichtum das Bauen in Holz das übliche ist in Nordamerika sind etwa 75% aller Bauten aus Holz, auch in Schweden, Norwegen, zum Teil auch in den Alpenländern sind die Bauten auf dem Lande meist in Holz ausgeführt , haben Geschäfte sich die Aufgabe gestellt, versendbare Gebäude zu Wohn- und andern Zwecken anzufertigen und so für eine Aufstellung von Gebäuden in entlegenen Landesgegenden oder zu vorübergehenden Veranstaltungen, wie Ausheilungen, Volksfesten, das Nötige zu beschaffen.
In Chicago entstanden die ready-made houses von Lyman Bridges [4], die in verschiedenen Größen und Preislagen den eingewanderten Ansiedlern kleine Wohnungen für die ersten Anfänge boten. Ebenso sind in Schweden große Aktiengesellschaften, Ekmans und Ligna [5], beide in Stockholm, eine in Norwegen [6] in Tätigkeit, die nach eignen Entwürfen Landhäuser, Sommerwohnungen sowie größere Hallenbauten anfertigen. In Deutschland ist es[315] die Deutsche Hausbaugesellschaft Dickmann & Reglin, Stargard (Pommern) und Berlin, die nach ihrem System [7] Holzhäuser fabrikmäßig im Großbetrieb herstellt und so für Wohnungen verschiedenster Art und Größe, Sport- und Wirtschaftsgebäude, Schulen und Turnhallen, Eisenbahnhochbauten, Werkstätten u.s.w. passende Gebäude errichtet (Fig. 37).
Literatur: [1] Kühlemann, Unterrichtsbuch f. Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz, Berlin 1905. [2] Transportable Döckersche Häuser von Christoph & Unmack, Akt.-Ges., Kopenhagen und Niesky (Oberlausitz). [3] Zelte, Baracken und transportable Gebäude von L. Stromeyer & Cie., Konstanz (Baden). [4] Ueber amerikanisches Bauwesen, Deutsche Bauzeitung 1871, S. 163. [5] Flytbara trâhus von Aktiebolaget Ekmans, Mekaniska Snickeri-Fabrik, Stockholm; Ligna, Nya Snickeri-Aktie-bolaget, Stockholm, nebst Zeichnungen. [6] Strömmen Trâvarrefabrik, Norwegen 1888. [7] Spezialfabrik zerlegbarer transportabler Häuser und Baracken der Deutschen Hausbaugesellschaft Dickmann & Reglin, Stargard (Pommern) und Berlin W. 57.
Weinbrenner.
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