Werftkran

[660] Werftkran. – Die Entwicklung der ortsfesten Schwerlastkrane für den Werftbetrieb infolge des stetigen Wachsens der Schiffsabmessungen ist in den Haupttypen durch Fig. 111 wiedergegeben. Sie stellen alle Konstruktionen und Ausführungen der deutschen Maschinenfabriken dar. Da die Skizzen in gleichem Maßstabe[660] gezeichnet sind und die eingezeichneten Schiffsquerschnitte den zeitweiligen Schiffsgrößen entsprechen, so ist der Vergleich der einzelnen Typen augenfällig. Die bis in die Neuzeit auf den Wersten üblichen Scherenkrane gestatten die Bewegung der Lasten nur in einer Linie; sie arbeiten sehr langsam und erfordern großen Kraftaufwand (Fig. 1). Der Drehscheibenkran (Fig. 2) kann zwar eine Schwenkung um 360° ausführen, da aber die Ausladung meist unveränderlich bleibt, so beschreibt der Lasthaken nur eine Kreislinie, so daß bei beiden Kranen ein ständiges Verholen des Schiffes notwendig wird. Der 1897 in Betrieb genommene 150-t-Derrickkran von Blohm & Voß, der erstmalig vollständig aus Eisenfachwerk hergestellt wurde, erweitert infolge der Wippbarkeit des Auslegers das Arbeitsfeld des Lasthakens zu einem breiten halben Kreisring (Fig. 3). Alle Windewerke werden durch Dampfmaschinen[661] angetrieben. Einige Jahre später entstanden in rascher Folge neue Schwerlastkrantypen mit dem vielseitigeren und sichererem elektrischen Antrieb und einer wesentlichen Erweiterung des Bestreichungsfeldes des Lasthakens durch eine eigenartige Konstruktion. Die neuen Krane bestehen im wesentlichen aus einem feststehenden Stützgerüst, in welchem einmal im Grundmauerwerk und zweitens im Kopfe des Stützgerüstes eine drehbare Kransäule gelagert ist, die oben in einen nach zwei Seiten verteilten Ausleger übergeht. Betrachtet man die Kransäule als Stiel, so ist die Bezeichnung dieses Krantyps als Hammerkran erklärlich. Auf dem einen Kranausleger fährt die Laufkatze für das Hubwerk, auf dem anderen Arm ist zur Ausbalancierung ein Gegengewicht angebracht. Da die Kransäule um 360° gedreht und gleichzeitig die Laufkatze bewegt werden kann, so kann der Lasthaken alle Punkte einer breiten ringförmigen Kreisfläche bestreichen. Da ferner der Kran fast ausbalanciert ist und die Laufkatze mit dem Hubwerk horizontal fährt, so erfordern die Bewegungen nur geringen Kraftbedarf. Während bei dem Bremerhavener Kran (Fig. 4) das Stützgerüst die Gestalt einer vierseitigen abgestumpften Pyramide hat, weist der Kran der Germania-Werft ein dreibeiniges Stützgerüst auf, welches oben zu einem geschlossenen Ring vereinigt ist, der die Rollenbahn mit dem Schwenkantrieb des Hammerstieles aufnimmt, während der durch den Auslegerarm hervorgerufene Horizontalschub mit Hilfe eines Spurzapfens des Stieles von dem durch sämtliche drehbare Teile belasteten Mittelfundament aufgenommen wird (Fig. 5). Bei dem Kran der Howaldt-Werke (Fig. 6) ist das Hauptwindewerk zur Entlastung des Lastarmes auf dem kürzeren Auslegerarm fest gelagert, während das Hilfshubwerk von 15 t Tragkraft auf einer Laufkatze angebracht ist. Der Hammerkran von Beardmore, Glasgow (Fig. 7), trägt auf dem kurzen, 22 m langen Arm des Auslegers die große Katze für 150 t Tragkraft und auf dem langen Arm von 42,5 m die kleinere Laufkatze von 50 t Tragfähigkeit. Der Kran von Tecklenborg (Fig. 8) zeigt eine wesentliche Verbesserung. Der kammerförmige Ausleger ist in seinem Stiel glockenförmig ausgebildet und mit diesem auf einem pyramidenförmigen Stützgerüst pendelnd aufgehängt nach Art der neueren [662] Schwimmkrane (s.d.). Durch diese Konstruktion konnte das Fundament wesentlich verkleinert und die nutzbare Ausladung dadurch vergrößert werden, daß die Drehachse näher an die Kaikante gerückt werden konnte. Zugleich wurde die Laufbahn für die 150-t-Laufkatze ins Innere des Auslegers verlegt, um auf dem oberen Gurt Platz für einen Hilfsdrehkran zu schaffen. Der Hammerkran für die Vulkan-Werke Hamburg (Fig. 9) von 200 t Tragkraft ist ähnlich dem Germania-Werftkran mit einem dreibeinigen Stützgerüst versehen, das oben das pyramidenförmige Stützgerüst für den Hammerausleger trägt. Der 250-t-Kran für die Schichau-Werft Danzig (Fig. 10) ist eine Erweiterung des Tecklenborg-Krans, während schließlich der 250-t-Kran für Blohm & Voß, Hamburg (Fig. 11 und 12), eine weitere Vervollkommnung aufweist. Der 55 m lange größere Auslegerarm ist zum Hochklappen eingerichtet; hierbei wird der Hilfsdrehkran auf den kurzen Auslegerarm gefahren und die Laufkatze am Ende des langen Auslegers festgestellt. Der Kran arbeitet dann wie ein Wippkran mit fest eingebauter Schnabelrolle. Da die Bewegung des Auslegers auch mit der Höchstlast am Haken ausgeführt werden kann, so wird der Kran auch bei weiterem Wachsen der Schiffsabmessungen bis auf absehbare Zeit allen Ansprüchen genügen. Der Kran vereinigt hiernach die Vorzüge des Hammerkrans mit denen des Wippkrans. Reine Wippkrane sind bis zu 150 t Tragkraft als Werftkrane zur Ausführung gekommen, und wird dann das Krangerüst des Auslegers glockenförmig ausgestaltet und über ein Stützgerüst aufgehängt nach Art der Schwimmdrehkrane. Neben den festen Schwerlastkranen kommen am Ausrüstungskai auch fahrbare Auslegerkräne zur Anwendung, welche mit Vorteil als Turmkräne nach dem Vorbild der Hellingkrane (s.d.) ausgebildet werden. Fig. 13 (S. 664) Stellt einen solchen Kran im Hintergrund dar. Das Bild läßt klar erkennen, daß er an dem schweren Hammerkran vorbeifahren kann. Das in Ausrüstung befindliche Schiff ist der »Imperator«.


Literatur: [l]Tjard Schwarz, Moderne Werftanlagen und ihre voraussichtliche Entwicklung, Jahrbuch der Schiffbautechn. Ges., Berlin 1901. – [2] Michenfelder, Schwere Werstkrane für die Schiffsausrüstung, ebend. 1910. – [3] Deutsche Maschinenfabrik, Die Werst, Duisburg 1919.

T. Schwarz.

Fig. 1.
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Fig. 2.
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Fig. 3.
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Fig. 4., Fig. 5.
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Fig. 6., Fig. 7.
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Fig. 8.
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Fig. 9.
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Fig. 10.
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Fig. 11.
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Fig. 12.
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Fig. 13.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 660-663.
Lizenz:
Faksimiles:
660 | 661 | 662 | 663
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