Zentrifugen

[984] Zentrifugen, mit hoher Umdrehungszahl umlaufende zylindrische Behälter (Trommel, Kessel), innerhalb deren Materialien der verschiedensten Art der Wirkung der Zentrifugalkraft ausgesetzt werden.

Man zentrifugiert Materialien aus verschiedenen Gründen, z.B. um ihnen Feuchtigkeit zu entziehen oder um sie zu imprägnieren, zu waschen, zu beizen, zu färben oder zwecks Trennung in Produkte verschiedenen spezifischen Gewichts innerhalb der Trommel oder zum Klären von Flüssigkeiten, zum Scheiden von Flüssigkeiten verschiedenen spezifischen Gewichts u.s.w. – Der Antrieb der Zentrifugentrommel geschieht entweder mittels einer mit ihr fest verbundenen Spindel oder (seltener) ist die Trommel auf einer festgelagerten Spindel aufgehängt.[984] – Bei den meiden Zentrifugen liegen der Antrieb und die Lager der Spindel unterhalb der Trommel, wodurch diese leicht zugänglich wird; bei Zentrifugen mit obenliegendem Antrieb muß darauf geachtet werden, daß keine Beschädigung des Zentrifugeninhalts durch abtropfendes Oel oder durch Rost eintreten kann. Die Spindeln der Zentrifugen sind entweder festgelagert oder, um Erzitterungen bei ungleichmäßiger Verteilung der Materialien innerhalb der Trommel zu vermeiden, nachgiebig (unter Verwendung von Gummipolstern) gelagert. Ueber die zum gleichen Zwecke angewandten Gleichgewichtsregulatoren an Zentrifugen vgl. [1]. – Um die Zentrifugen ohne Stöße in Umdrehung versetzen zu können, werden bei Transmissionsantrieb Reibungskupplungen angewendet; häufiger werden indessen die Zentrifugen mit einem besonderen Antriebsmotor (Dampfmaschine mit Geschwindigkeitsregulator, Elektromotor oder Wasserturbine) versehen. Zum raschen Stillsetzen der Trommel ist in der Regel eine Bremse vorhanden. – Zum bequemen Entleeren der Trommeln werden die Trommeln entweder aushebbar angeordnet oder Untenentleerung angewendet. Für letzteren Zweck wird entweder der ganze Trommelboden nach abwärts gesenkt oder der Trommelboden ist mit Durchbrechungen versehen, die mittels einer Haube oder mittels Radialschlitzen überdeckt werden können. Um das aus der Trommel weggeschleuderte Material aufzufangen, sind die Zentrifugen mit einem Schutzmantel versehen, an den sich in der Regel Leitungen u.s.w. zur Förderung des ausgeschleuderten Materials anschließen. – Die Trommeln bestehen je nach dem zu zentrifugierenden Material aus Stahl, Schmiedeeisen, Gußeisen, Kupfer, Bronze, Messing, Aluminium, Nickel, Porzellan, Ton u.s.w. oder sind mit einem Ueberzug aus Hartgummi, Email, Zinn, Blei, Silber u.s.w. versehen. – Der Mantel wird bisweilen als Doppelmantel zum Heizen oder Kühlen des Trommelinhalts ausgebildet; auch werden die Zentrifugen derart ausgeführt, daß sie vollständig luftdicht verschlossen werden können und das Zentrifugieren im Vakuum oder unter Druck stattfinden kann. Ueber Milchzentrifugen s. Molkerei.


Literatur: [1] Weisbach-Herrmann, Lehrbuch der Ingenieur- u. Maschinenmechanik, 3. Teil, 3. Abt., 1. Hälfte, Braunschweig 1896. – [2] Parnicke, Maschinelle Hilfsmittel der chemischen Technik, 3. Aufl., Leipzig 1905.


Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 984-985.
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