Email

[441] Email, Schmelz, durchsichtiger oder undurchsichtiger, gefärbter oder ungefärbter Glasfluß. Hauptsächlich auf Metallen, Tonwaren u.s.w. angewendet, um dieselben vor Oxydation zu schützen oder zu verzieren. Das Aufbringen des Ueberzugs nennt man Emaillieren.

Das durchsichtige Email besteht häufig aus Bleiglas, z.B. 5 Teile Quarz, 4 Teile Mennige, 1 Teil Pottasche, 1 Teil wasserfreie Soda, unter Zusatz von 1 Teil Arsenik und 3 Teilen Braunstein auf 1000 Teile Mischung zur Entfärbung. Undurchsichtiges Email entsteht durch Beimischung von Zinnoxyd. Die leichtere Schmelzbarkeit erzielt man durch Boraxzusatz.

Es gibt jedoch auch bleifreie (giftfreie) Glasflüsse, die vorzugsweise zum Emaillieren von Eß-, Koch- und Trinkgeschirren aus Eisen dienen. Das französische glasierte Eisen besitzt z.B. einen aus 130 Teilen Flintglaspulver, 20,5 Teilen kalzinierter Soda und 12 Teilen Borsäure hergestellten Emailüberzug, der glasartig durchsichtig ist. – Vielfach werden zum Emaillieren von Eisen mehrere Emailschichten von verschiedener Schmelzbarkeit angewendet. Die mit dem Eisen in unmittelbarer Berührung stehende Schicht, die Grundmasse (z.B. 30 Teile gemahlener Feldspat mit 25 Teilen Borax zusammengeschmolzen, dann sein gepulvert, mit 10 Teilen Ton, 6 Teilen Feldspat und 1,75 Teilen kohlensaurer Magnesia gemischt) wird, mit Wasser zu einem Brei gemengt, aufgetragen; darüber wird sodann die Deckmasse (Pulver aus zusammengeschmolzenen 37,5 Teilen Quarzmehl, 27,5 Teilen Borax, 30 Teilen Zinnoxyd, 15 Teilen Soda und 10 Teilen Salpeter) aufgestreut, alles vorsichtig getrocknet und im Muffelofen angeschmolzen. Die Grundmasse bleibt beim Anschmelzen porös, ist nachgiebig gegen die Folgen der ungleichen Ausdehnung von Eisen und Schmelz durch die Hitze und schützt außerdem das Zinnoxyd vor der Einwirkung des Eisens.

Zum Färben des Emails dienen die sogenannten Schmelz- und Emailfarben. Man benutzt zu ihrer Herstellung die gleichen Metalloxyde, wie sie zum Färben von Glas dienen: die farbigen Gläser werden sein gemahlen, mit Spieköl angerieben, wie andre Farben mit einem Pinsel auf die Gegenstände aufgetragen und durch Erhitzen im Muffelofen angeschmolzen. In der Masse gefärbt erhält man weißes Email aus einer Legierung von 1 Teil Zinn mit 6 Teilen Blei, die durch Rösten kalziniert, d.h. in ein gelblichweißes Gemisch von Zinn- und Bleioxyd verwandelt, sein gepulvert, mit 6 Teilen seinem Sand, 1 Teil Pottasche und 1 Teil Soda gemengt und in einem Tiegel zusammengeschmolzen wird; blaues Email durch Zusammenschmelzen von 5 Teilen Quarz, 4 Teilen Mennige, 2 Teilen Pottasche, etwas Braunstein, 2 Teilen Borax und 1/9 Teil Kobaltoxydul; violettes Email durch Weglassen des Kobaltoxydul und Beimengen von mehr Braunstein; grünes Email durch Zusammenschmelzen von 32 Teilen weißer Emailschmelze mit 1/5 Teil Eisenoxyd und 1 Teil Kupferoxyd; schwarzes Email durch Zumischung von Braunstein und Kobalt zum gewöhnlichen Bleiglas; purpurrotes Email durch Zusatz von 1% Goldpurpur; gelbes Email durch Zusatz von etwas Uranoxyd zur erwähnten weißen Schmelze.

Gefärbte Emailmasse wird vielfach zusammengeschmolzen, zerschlagen, nachgeschliffen und zu Glasmosaik verwendet. Sie dient aber auch zum Ueberzuge von Blechtafeln für Tür- und Firmenschilder, Hydrantentafeln, Wohnungsschildern u.s.w. Die Technik ist so weit vorgeschritten, daß feinst dekorierte Tafel- und Waschservice in Porzellanform und Kochgeschirre in allen Farben hergestellt werden. Wir verweisen auf die Kataloge der größeren Fabriken, z.B. B.G. Weismüller & Co., Düsseldorf, Wortmann & Elbers, Düsseldorf-Oberbilk, Schulze & Wehrmann, Elberfeld, Th. Kommerell, München, u.a.

Dem Emaillieren von Metallgegenständen hat vorsichtiges Reinigen der entweder natürlich oder künstlich gerauhten Metalloberfläche durch Kochen in Kalilauge und Abspülen mit schwacher Säure vorherzugehen. Die mit Wasser zu einem Teige angerührte Emailmasse wird dann gleichmäßig aufgetragen, gut getrocknet und angeschmolzen, wobei im Ofen meist nur so weit erhitzt wird, daß die Masse einen teigartigen Zustand annimmt, aber nach dem – mit der größten Vorsicht zu veranstaltenden – Erkalten den Eindruck erweckt, als sei sie flüssig gewesen. Im übrigen haben selbstverständlich die einzelnen Fabriken mehr oder weniger verschiedene Betriebsweisen, die sich auch der im Handel verlangten Qualität der Fabrikate anpassen müssen. Von wesentlichster Bedeutung ist eine seine Mahlung des Emailpulvers (auf eignen sogenannten Emailliermühlen), die Beschaffenheit der Emaillieröfen, die sorgfältige Abkühlung zur Verhütung von Riffen; bei feineren Arbeiten werden die Gegenstände mehrmals in den Ofen gebracht bezw. das Email in verschiedenen Schichten allmählich aufgetragen u.s.w.

Von großer Bedeutung ist das Email auch als Mittel zum Ueberziehen von Glas (Musselinglas), von Tonwaren mit undurchsichtigem Glas (gewöhnliche Fayence) und das Anschmelzen von Email auf Schmucksachen von Metall, besonders von Gold- und Silberlegierungen. Letzteres nennt man auch Emailmalerei. Nach der Technik unterscheidet man: Zellen- oder Kapselschmelz (Email-cloisonné), Gruben- oder Füllungsschmelz. (Email-champlevé) und Maleremail (Limusin). Bei dem ersten, das höher geschätzt ist, wird Golddraht in der Form der Verzierungen gebogen[441] und auf die Metallfläche gelötet, so daß gewissermaßen Zellen gebildet werden, in die das Emailpulver zu liegen kommt, um dann hinterher angeschmolzen zu werden. Der Draht bildet die Umrisse der einzelnen Figuren u.s.w. und hindert das Ineinanderfließen des geschmolzenen Emails. Beim Champlevé-Prozeß werden in das Metall (meist Bronze) für die verschiedenen Farben Vertiefungen graviert oder auch gepreßt, zwischen welchen man Metallstege als Trennung stehen läßt. Sodann werden die pulverförmigen farbigen Glasflüsse eingetragen und aufgeschmolzen. Hauptsitz dieser Technik Paris und Wien. Limusiner oder Maleremail wird vorzugsweise auf Kupfer aufgetragen; den Grund bildet in der Regel eine Lage schwarzen Emails, auf das weißes aufgetragen wird, in das Umrisse und Schatten graviert sind. Diese Technik ist gegenwärtig von nur geringer Bedeutung, stand dagegen zu Ende des Mittelalters, besonders in Italien und Frankreich, in höchster Blüte. Beim Email à jour werden in die Zwischenräume eines Gerippes von Gold- oder Silberfiligran durchsichtige farbige Glasflüsse ohne Unterlage gebracht, welche die Lücken vollständig und in gleichmäßiger Stärke ausfüllen müssen; die Prozedur erfordert häufige Wiederholung des Farbeneintrages und des Brandes., ist aber in neuster Zeit weitverbreitet und erzeugt hochgeschätzte Schmuckgegenstände aller Art. – Ueber Emailmalerei auf Ton s. Glasuren. Vgl. a. Wasserglas.


Literatur: Bucher, Geschichte der technischen Künste, Stuttgart 1875, Bd. 1; Hermann, Die Glas-, Porzellan- und Emailmalerei, Wien 1882; Molinier, Dictionnaire des émailleurs, Paris 1884; Garnier, Histoire de la verrerie et de l'émaillerie, Tours 1886; Fehlings Handwörterbuch der Chemie, Braunschweig 1871–1890, Bd. 3; Luthmer, Das Email, Leipzig 1892.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 441-442.
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