Fünfundsechzigste Geschichte

[58] geschah: Ein Goj war gepegert (getötet) Lang dernach is sein Knecht auf dem Feld gegangen. So sah er seinen Herrn dasitzen Da wollt der Knecht weglaufen. Da ruft sein Herr: »Komm her zu mir un fercht dich nit.« Da ging der Knecht zu ihm. Da fragt der Knecht seinen Herrn: »Wo kommst du her?« Da hebt sein Herr an zu sagen: »Man jagt mich mitten in dem Feld herum, dieweil ich's mit Gewalt genommen hab, von dem plauni (so un so) un nennt ihm den Mann. Derhalben geh hin, un sag meinem Weib, daß sie ihm sein Feld wieder gibt.« Da sprach der Knecht: »Dein Weib wird mir nit glauben.« Da sagt sein Herr zum Wahrzeichen: »Laß mein Weib morgen früh hierher kommen. Da wird sie mich finden bei diesem Baum sitzen.« Da ging der Knecht zu seinem Weib un sagt ihr die Geschichte. Da sagt die Goje: »Hat er dir ein Zeichen gegeben?« Da sprach der Knecht: »Ja, morgen früh sollst du gehn an den Baum, da werdet ihr ihn sitzen sehn.« Da gingen alle seine Leute hinaus. Da fanden sie ihn sitzen. Da gingen die Leute un grabten sein Kewer (Grab) auf. Da fanden sie niks drinnen. Da gaben sie das Gut wieder, von wem er's genommen hat.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 58.
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