CLXXXI.

[304] Dschahis besuchte eines Tages einen seiner Freunde, einen Schulmeister. Er war nicht wenig betroffen, als er ihn auf der Bahre liegen fand, umgeben von seinen Schülern, die das vorgeschriebene Todtengebet verrichteten. Dschahis wollte schon anfangen mitzubeten, als der Schulmeister sich plötzlich von der Bahre erhob mit den Worten: Siehst du, das ist meine Lehrmethode, um meinen Schülern das Todtengebet ins Gedächtniß zu prägen. Ist's nicht eine vortreffliche Methode? Worte bewegen, Beyspiele treiben zur Nachfolge. – Ja, ja, sagte Dschahis, eine vortrefliche Methode für einen Schulmeister.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 304-305.
Lizenz:
Kategorien: