8

[283] Mulla Nasreddin wurde einmal, als er noch ein Knabe war, von seinem Vater zum Kellapas85 geschickt mit dem Auftrag, einen Hammelkopf zu holen. Auf dem Wege aber aß er alles Eßbare weg und brachte nur den kahlen Schädel nach Hause.

»Mein Sohn, das ist ja bloß der Schädel! Wo sind denn die Ohren hingekommen?«

»Der Hammel ist vielleicht ohne Ohren auf die Welt gekommen.«

»Und die Augen?«

»Wird wohl blind gewesen sein.«

»Und die Zunge?«

»War wohl stumm.«

»Und was hast du mit der Kopfhaut angefangen?«

»Ach, Vater, das war sicher ein räudiger Hammel. Aber schau nur, was für schöne Zähne er hat; nicht einer fehlt.«

85

Ein Garkoch, der ausschließlich die im Orient so beliebten Hammelkopfe zubereitet.

Quelle:
Dirr, A.: Kaukasische Maerchen.Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 283.
Lizenz:
Kategorien: