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[192] Eines Tages sagte Urýsmäg zu Satána: »Du bist ein schönes Weib geworden, ich, würde dich gerne zu meiner Frau machen, aber ich schäme mich, oder dich verheiraten, aber es tut mir leid um dich.« »Setz dich verkehrt auf einen Esel und reite durch die Nartenaule,« antwortete Satána, »wenn sie dich das erste Mal sehen, werden sie dich alle auslachen, wenn du zurückkommst, nur noch wenige und wenn du dich zum dritten Mal so zeigst, dann wird schon keiner mehr lachen.« Urýsmäg befolgte den Rat und es geschah, was Satána ihm vorausgesagt hatte. Dann wurden sie Mann und Frau.
Einmal schickte nun Sáfas Sohn eine Boten zu Satána, der sie von dem Wunsche des ersteren in Kenntnis setzte, sie möchte seine Geliebte werden. Damals war Urýsmäg gerade nicht zu Hause, und da Satána sich weigerte, kam am nächsten Tag der Sohn Sáfas selbst. Satána ließ ihm ein Schaf schlachten und beauftragte ihre Diener, den Gast gut zu bewirten »Setzt euch um mich herum!« sagte der Sohn Sáfas und zog aus seiner einen Tasche ein Messerchen, aus der andern ein Tischchen und ein Tuch. Aus dem Messerchen sprang ein Lamm heraus und zwei junge Burschen, die das Schaf schlachteten, Schischlick61 brieten und so ein Abendessen herrichteten. Als er mit dem Essen fertig war, steckte er sein Messer, sein Tischchen, sein Tuch, die Burschen und den Rest des Essens wieder ein.
»Verkaufst du diese Sachen nicht?« fragte Satána. »Ich habe schon früher zu dir geschickt«, antwortete der Sohn Sáfas, »wenn ich heute nacht bei dir schlafen darf, bekommst du sie.« Satána überlegte sich's, sagte sich dann aber doch: »Was auch kommen mag, ich will ihm[193] zu Willen sein.« Sie lud ihn also in ihr Schlafzimmer und sie schliefen miteinander.
Am Morgen gab Sáfa seine Sachen Satána und flog weg; aber auch seine Gamaschen ließ er zurück, damit Urýsmäg sie sähe. Als dieser zurückkam und seine Rüstung im Schlafzimmer ablegte, sah er die Gamaschen liegen. »Satána, Satána!« rief er, »hast du nicht gesagt, daß niemand dich je verführen könne? Jetzt will ich nicht länger mit dir zusammenleben, ich gehe und suche den Tod!« Er stieg aufs Pferd und ritt weg. Satána aber sagte: »Wenn ich mich jetzt nicht als Mann verkleide und ihm meine Sachen zeige, dann ist es aus mit uns beiden.« Sie tat also Männerkleider an, stieg aufs Pferd und ritt auf die Suche nach Urýsmäg aus.
Sie traf ihn auf dem Tarq-Felde. »Geraden Weg wünsch' ich dir, tapferer Mann, wohin des Wegs?« redete sie ihn an. »Den Tod suche ich«, antwortete er. »Nun, eine Nacht wollen wir zusammen ausruhen«, schlug Satána vor. »Gut, das können wir machen,« antwortete Urýsmäg, »ich danke Gott für einen solchen Gefährten.«
Sie ruhten ein wenig und dann frug Urýsmäg: »Was essen wir nun zu Nacht?« »Laß das meine Sorge sein!« antwortete Satána. Als es Zeit zum Essen wurde, zog sie aus der Tasche das Messerchen, das Tischchen und das Tuch und bereitete ein Abendessen. Nach dem Abendessen tat sie diese Sachen wieder in die Tasche. »Verkaufst du diese Dinge wirklich um keinen Preis?« fragte Urýsmäg. »Guter Mann! verkaufen werde ich sie nicht, aber wer eine gewisse Sache macht, dem geb' ich sie.« »Obwohl du ein Mannsbild bist, will ich es doch tun,« antwortete Urýsmäg. Als es Nacht wurde, legten sie sich nieder und Satána sagte: »Strecke mir deinen ... her!« Dann, als Urýsmäg ihren Wunsch erfüllt hatte, nahm sie einen Stein, hüllte ihn in einen Zipfel ihrer Burka62 und ...[194]
Als es Tag geworden war, sagte Satána: »Nun, warum bist du von mir weggelaufen? Du bist doch ein Mannsbild, und ich ein Weib und doch hab ich dich verführt. Wie hätte ich nicht nachgeben sollen, wenn mich jemand mit solchen Dingen lockt.«
Dann kehrten sie beide nach Hause zurück und lebten einträchtig wie früher.