Der Baum am Mondflusse.

[332] Unter der Regierung des Kaisers Nintoku, des Sohnes des berühmten, nach seinem Tode als Hatschiman unter die Götter erhobenen Ojin, stand am Gestade des Meeres da, wo die Provinzen Kii und Idzumi zusammenstoßen und ein schöner Strom, damals der Mondfluß genannt, sich ins Meer ergießt, grade der Insel Awaji gegenüber der höchste Baum, von welchem man je gehört. Wenn die Sonne aufging, so fiel sein Schatten bis auf die Insel Awaji; wenn sie unterging, so reichte er bis auf den Takayasuberg, der sich weit im Osten von jenem Gestade erhebt. Als man den Riesenbaum fällte und ein Schiff[332] aus seinem Holze zimmerte, war dies Schiff nicht minder wunderbar; es übertraf an Schnelle jedes andere Fahrzeug bei weitem. Der Kaiser ordnete an, daß auf demselben jeden Morgen ihm das erfrischende Quellwasser gebracht werde, das auf der Insel Awaji hervorsprudelt, und er klagte sehr, als endlich auch dieses Schiff zerfiel und aus einander genommen werden mußte. Zum Andenken an dasselbe ließ er aber einen Koto1 aus einem Theile des Holzes anfertigen, und dieser Koto hatte einen zauberhaften Klang von solcher Stärke, daß man ihn sieben Wegstunden weit hören konnte, so weit, als das Röhricht am Gestade von Osaka rauscht, wie der Kaiser zum Lobe seines Koto sang.

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Saiteninstrument, s. Seite 56.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 332-333.
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