Gespenstergeschichten

[399] 62. Der Scherge. Die Geschichte stammt aus neuerer Zeit.

Der Herr des Großen Berges – Taischan – ist Huang Fe Hu, vgl.[399] Nr. 23. Er steht noch über dem Yän Wang oder Totengott. Seine Tempel, Dung Yüo Miau (Tempel des östlichen Heiligen Berges), finden sich in jeder Kreisstadt. Sie spielen bei der Besorgung der Toten vor dem Begräbnis eine wichtige Rolle.

63. Die gefährliche Belohnung, vgl. Sou Schen Gi.

Über den Gott des Großen Berges vgl. Nr. 23 und 62.

64. Die Bache. Quelle: Sin Tsi Hiä.

Das Märchen ist ein literarisches Meisterstück, namentlich durch die genaue Art, wie die Strafe der geheimen Tat folgt, nachdem sie schon längst verjährt und alles Unheil glücklich vorüber zu sein scheint.

65. Der Geisterseher. Quelle Sin Tsi Hiä.

»Klopfgeister.« Es handelt sich um die Planchette (Psychograph), eine in China sehr verbreitete Methode, mit Geistern in Verkehr zu treten. Das Stückchen entbehrt nicht des Humors.

66. Die Geister der Erhängten. Quelle: mündl. Überlieferung.

67. Gespenstergeschichten. Quelle: mündliche Überlieferung.

Werwolf, chinesisch Hou, auch Berglöwe genannt.

Pu Hiän wird in Fong Schen Yän Yi als auf dem Elefanten. Wen Dschu als auf dem blauen Löwen und Dsï Hang Dau Jen (Guan Yin) als auf dem goldhaarigen Werwolf reitend genannt.

Oger, der durch den Himmel fliegt = Yaksha.

68. Das tote Mädchen. Vgl. Liau Dschai.

69. Der unartige Knabe. Quelle: mündliche Überlieferung.

Das Laternenfest wird am 15. des ersten Monats gefeiert. Es ist der Abschluß der Neujahrsfestlichkeiten. Nachher beginnt die Arbeit wieder. Frühlingsfest, Tsing Ming, etwa um die Zeit vor Ostern.

70. Bestrafte Habgier. Quelle: Sü Tsi Hiä.

Trauerhut: Die Leiche trägt Trauerkleider. Nach der örtlichen Überlieferung werden junge Leute, die vor ihren Eltern sterben, mit Trauerkleidern angetan in den Sarg gelegt, damit sie im Tode noch die Pflicht, für ihre Eltern zu trauern, wenn diese gestorben sein werden, erfüllen können. Hier dient die Kleidung dazu, das Schaurige zu erhöhen.

71. Du Nacht auf dem Schlachtfeld. Quelle: Sin Tsi Hiä.

72. Die Grabschänder. Quelle: Sin Tsi Hiä.

Geistertafel: Planchette, vgl. Nr. 65.

73. Go Schu Han, vgl. Tang Dai Tsung Schu.

Er war Feldherr unter Kaiser Ming Huang und starb 756 n. Chr. Er war tartarischer Herkunft.

Der Oger hier ist wohl einer der Rakchas, die mit den Yakchas häufig verwechselt werden.

Perlenketten: Der Ausdruck Schä Li, indisch Sarira, wird sowohl für Perlen als auch für Knochen gebraucht.

»der auf dem Bett liegt«: Zur Zeit des Vorgangs war Go Schu Han noch nicht berühmt, die Geister aber wissen die Zukunft voraus.

Sie sind dem hohen Stand ebensolche Ehrfurcht schuldig wie die Menschen.

[400] 74. Die verwandelte Frau, vgl. Tang Dai Tsung Schu.

Auch hier scheint es sich um eine Rakchas'i zu handeln, die sich für eine Zeitlang in ein Mädchen verwandelt hatte, bei der die ursprüngliche Natur aber wieder durchbrach.

75. Das Oger-Reich. Vgl. Liau Dschai.

Die Oger hier sind die Ureinwohner Ceylons, ebenfalls Rakchas genannt, die als menschenfressende Ungetüme in den Sagen vorkommen.

76. Das geraubte Mädchen. Vgl. Sü Tsi Hiä.

Der Oger hier ist ein Fe Tiän Yä Tscha oder Yakscha.

77. Der fliegende Oger. Vgl. Tang Dai Tsung Schu.

Auch hier handelt es sich um eine Yakscha.

78. Giftmischen. Quelle: mündliche Überlieferung.

Die Geschichte spielt im Süden Chinas. Dennoch findet sie sich in der Umgegend des deutschen Schutzgebiets. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß die Stammbäume einer großen Anzahl von Familien dieser Gegend auf Yünnan zurückführen. Es kann sich möglicherweise um mitgebrachtes Gut handeln. Vielleicht sind die Vermittler auch einzelne Beamte, die im Süden tätig waren.

79. Schwarze Künste. Quelle: mündliche Überlieferung.

Realgar hat chinesischer Anschauung nach giftlösende und stärkende Wirkung.

80. Das treue Mädchen. Quelle: mündliche Überlieferung.

Die Geschichte erinnert an den Grafen von Gleichen. Eine derartige Doppelehe ist in China ebenso ungewöhnlich wie in Europa. Man kennt wohl Nebenfrauen, aber keine zwei gleichgeordneten Hauptfrauen.

81. Die bemalte Haut. Vgl. Liau Dschai.

»Verlorene Menschen haben keine Heimat«: Mit diesen Worten deutet der Geist seinen Zustand an. Damit, daß der Jüngling dennoch an ihr festhält, begibt er sich in ihren Bann.

Stellvertreter: Dadurch, daß der Geist einen andern Menschen ins Verderben lockt, wird er selber frei zu neuer Geburt. Vgl. Die Geister der Erhängten, Nr. 66.

Im Tempel des grünen Herrn: Der grüne Herr ist derselbe wie der Königvater des Ostens, vgl. Nr. 15.

Zauberwedel: Die Taoisten haben an einem Holz befestigte Roßhaarwedel zur Vertreibung der bösen Geister.

82. Die Sekte vom weißen Lotos. Quelle: Liau Dschai.

Die Sekte vom weißen Lotos ist eine der revolutionären Geheimsekten Chinas. Sie geht ebenfalls auf den Tung Tiän Giau Dschu als ihren Herrn zurück. Vgl. Nr. 18, Anm.

»Das ist ein Berggeist«: Der Berggeist ist natürlich ein Blendwerk des Zauberers, durch das er sich und die Seinen aus der Gewalt der Soldaten bringt.

Quelle:
Wilhelm, Richard: Chinesische Volksmärchen.Jena: Eugen Diederich, 1914, S. 399-401.
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