XVIII. Das Seehundweibchen.

[15] Die Seehunde sind zuerst von Menschen gekommen, welche sich selbst hinabgestürzt und in der See ertränkt haben. Einmal in jedem Jahre, und das ist in der dreizehnten Nacht1, ist es ihnen gegönnt, aus dem Balg zu schlüpfen, und da sind sie anderen Menschen gleich; sie vergnügen sich da mit Tanz und Spiel nach der Weise der Menschen auf dem Steingrund am Strande und in den Klippenhöhlen.

Nun geht die Sage, dass ein Bursche auf dem südlichen Hofe in Mikladal das gehört hatte, dass die Seehunde in der dreizehnten Nacht in[15] hatte den Schlüssel am Hosengurt befestigt. Eines Tages war er auf der Ausfahrt und hatte andere Hosen angezogen und nicht daran gedacht, den Schlüssel an diesen anzubringen, und so verlor er sein Weib. Als er vom Meere heimkam, stand das Weib als Robbe an dem Klippenrand aussen vor dem Dorfe. Hier in Skálavík werden Leute genannt, welche ihr Geschlecht von dem Seehundweibchen herleiten.

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Epiphaniasnacht.

Quelle:
Jiriczek, Otto L.: Færöerische Märchen und Sagen. In: Zeitschrift für Volkskunde 2 (1892) 1-24, 142-165, Berlin: A. Asher & Co, S. 15-16.
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