XXV. Tröllanes.

So wird erzählt, dass Trolle gern Häuser der Menschen aufsuchen, um sich in ihnen aufzuhalten und sich in der dreizehnten Nacht zu vergnügen. Nördlich von Núgvunes im Borgardal in Mikines ist ein kleines Haus für die Schafhirten erbaut, damit sie in gewissen Jahreszeiten darin liegen können, wo der Grasgang weit vom Dorfe entfernt ist, wenn sie auf die Schafe achten sollen, sie am Weideplatze und in der Nähe der Lagerplätze und Schneeschutzbauten zu halten und ihnen zu helfen, wenn sie vom Schnee verschüttet sind. Eines Nachts ging ein Hirt so vor sich hin auf den Weideplatz östlich in Borgardal, und weil ein greuliches Schneegestöber über ihn kam, gedachte er sich in dem Hause zu verkriechen; aber da er sich dem Hause nähert, hört er darinnen Gepolter und Lärmen. Er ging nun[142] zum Fenster, um hineinzugucken, und wurde nun gewahr, dass das Haus innen ganz voll von Trollen war, die sich unterhielten, tanzten und sangen: »Trum, trum, tralalei, kalt ist's in den Bergen bei den Trollen, besser ist's im Hause am Hügel »á Skálavöllum«, trum, trum, tralalei, tanzet dicht an den Thüren.«

Übler soll es in Tröllanes zugegangen sein, was die nördlichste Siedelung in Kalsoy ist, denn dorthin kamen die Trolle jede dreizehnte Nacht lärmend aus allen Himmelsrichtungen in so grosser Schar, dass die Bewohner zu dieser Festzeit von hier nach Mikladal flüchten und dort sein mussten, so lange diese Herrschaft sich in Tröllanes unterhielt; davon hat der Platz den Namen bekommen. So trug es sich einmal zu, dass ein altes Weib nicht imstande war, mit den Bewohnern fortzuziehen und deshalb in der dreizehnten Nacht zu Hause liegen musste; sie legte sich unter einen Tisch in der Rauchstube [Zimmer, in dem sich der Herd befindet] und krümmte sich dort zusammen, dass die Trolle sie nicht sehen sollten. Als es nun gegen den Abend ging, sah sie die Trolle durch die Thür hereinwimmeln, wie wenn Schafe in die Hürde getrieben werden, so zahlreich, dass man sie nicht zählen konnte. Sie begannen sogleich zu tanzen und spielen. Aber als sie am lustigsten waren und der Tanz am lautesten donnerte, begann sich die Alte zu entsetzen und rief in ihrer Not aus: »Jesus sei mir gnädig!« Als die Trolle diesen gesegneten Namen hörten, den sie alle hassen und fürchten, begannen sie alle zu schreien und riefen: »Gyđja hat den Tanz gestört,« und sie drängten sich alle, um so schnell als möglich zur Thür hinaus zu kommen, und haben seither nicht gewagt, diesem Platze Unfrieden zu schaffen und auf Tröllanes zu gasten. Als nun das Volk wiederum aus Mikladal nordwärts heimkam, erwarteten sie die alte Gyđja tot zu finden; aber sie war auf den Beinen und konnte davon erzählen, wie es ihr mit den Trollen gegangen, und wie sie verschwunden waren, als sie sie Jesus nennen hörten.

Quelle:
Jiriczek, Otto L.: Færöerische Märchen und Sagen. In: Zeitschrift für Volkskunde 2 (1892) 1-24, 142-165, Berlin: A. Asher & Co, S. 22-23,142-143.
Lizenz:
Kategorien: