XXIV. Die Schaukelsteine.

[21] In der Nähe der Siedelung Vík (im [Dorfe] Oyndarfjord)1 stehen unweit vom Lande zwei grosse Steine [in der See], welche immer hin und her wackeln. Wenn es Windstille und heitere See ist, sieht man das, wenn ein Seil vom Lande auf den Stein, der dem Lande zunächst ist, gelegt wird, dass er keinen Moment ruhig ist. Wie natürlich, wackelt er stärker, wenn die See unruhig ist. Dieser Block ist ungefähr fünf Faden hoch, vier lang und drei breit. Man kann nicht recht begreifen, wie das zugehen kann, dass sie so immer und ewig hin und her wanken können, ohne vom Grunde, auf dem sie stehen, abgerieben zu werden. Aber die Sage erzählt, dass das ein Zauberweib war, welches bewirkte, das dem so ist, und folgendermassen trug sich das zu: Zwei Vikingerschiffe kamen nach Eysturoy, die Besatzung legte ans Land, wo Dörfer waren, und raubte das Vieh und erschlug die Leute. Sie waren vom Süden gekommen und in den Dörfern im östlichen Teil der Insel gewesen, kamen nun aus dem [Dorfe] Fuglafjord und ruderten beständig den Strand entlang; als sie nun aus dem Fjorde heraus gegen die Siedelung in Oyndarfjord kamen, kam[21] die Alte heraus, verzauberte die Schiffe, so dass sie in jene grossen Steine verwandelt wurden, und verdammte sie hier zu stehen und zu schaukeln in alle Ewigkeit.

1

Die Dörfer (bygd) zerfallen meist in kleinere Gruppen von mehreren Häusern (býtlingur »Siedelung«).

Quelle:
Jiriczek, Otto L.: Færöerische Märchen und Sagen. In: Zeitschrift für Volkskunde 2 (1892) 1-24, 142-165, Berlin: A. Asher & Co, S. 21-22.
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