V. Der Niđagrís und der Loddasastein1.

[5] Der Niđagrís2 ist klein, dick und rundlich, wie ein kleines Wickelkind oder ein grosser Knäuel, von dunkelrotbrauner Farbe. Er soll dort vorkommen, wo neugeborene uneheliche Kinder ermordet und begraben sind, ohne einen Namen bekommen zu haben. Deshalb liegt er und wälzt sich den Leuten vor die Füsse, um sie im Gange zu stören; kommt er zwischen die Füsse des Menschen, so überlebt derselbe nicht das Jahr.

In der Mark, bei dem Dorfe »zu Skáli« auf Eysturoy steht ein Stein, welcher Loddasastein genannt wird; hier lag oft ein Niđagrís vor den Füssen der Leute, welche hier in der Dunkelheit gingen; ein Mann, der einmal hier ging und vom Niđagrís belästigt wurde, ward zornig und sagte da: »So ein Loddasi!« und da grub er sich wieder in die Erde und wurde nie wieder gesehen, denn da hatte er einen Namen bekommen.

1

FA. steht in der Überschrift Loddasarsteinur, was nur ein Druckfehler sein kann, siehe FA 332 Z. 6 und 9.

2

= »Finsternisschweinchen«; Loddasi ist unerklärt. Zur Sache verweist Hammershaimb, Antikv. Tidsskrift 1849–51 S. 201, auf A. Fayes norske Sagn S. 83.

Quelle:
Jiriczek, Otto L.: Færöerische Märchen und Sagen. In: Zeitschrift für Volkskunde 2 (1892) 1-24, 142-165, Berlin: A. Asher & Co, S. 5-6.
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