Die Fälinger graben einen Brunnen

(a) Einmal gruben die Fälinger einen Brunnen. Als er fertig war, lag ihnen der herausgegrabene Sand im Wege. Einer schlug vor, ein großes Loch zu graben und die Erde hineinzuwerfen. Sie gruben ein Loch und schütteten den Brunnensand hinein, aber nun blieb ein noch größerer Haufen Erde übrig. Da schalt der Bürgermeister die Arbeiter und sagte: »Nu is 't all miß. Hadden dat Lock so grote maken schullt, dat 't Sand d'r hadde alle inne künnt!«


(b) Um die Tiefe des Brunnens zu ergründen, legten sie einen Balken quer über das Loch. Der Stärkste hängte sich mit beiden Händen daran, ein zweiter hängte sich an die Füße des ersten und so fort, bis sie den Wasserspiegel erreicht hatten.

Aber bald wurden dem Vordermann die Hände zu glatt, und er konnte die Last nicht länger halten. Da rief er: »Mackers, hollt wiß, ik will mi man event in de Hannen spejen!« und ließ den Balken los.

Plumps, lagen alle im Wasser, und es fehlte nicht viel und sie wären alle ertrunken.


Sundermann, Fr[iedrich]: Schwänke. In: Ostfriesisches Jahrbuch (1870) S. 55f.

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