Doktor Martin Luther

»Sie sollen also, wie Sie wissen, als Zeuge vernommen werden. Wie ist ihr Vorname?«

»Jürn, Herr Amtsrichter.«

»Vatername?«

»Ja, mien Vader hett Christian heten, Christian Snieder sään de Lü an hum.«

»Ich meine den Stammnamen.«

»Och so, Buskohl, Jürn Buskohl heet ik.«

»Alter?«

»In 't dreeunfieftigst.«

»Konfession?«

»Ja, mit de Konfession is dat so 'n Saak. Ik bün ja so 'n Landgebräucher, as man woll seggt, man tokamen Mai wull ik up mien Frau hör Ollens' Stee trecken, un mien Stee sull de Jung up, de een van Hinnerk Stoffers sien Wichter kriggt – un...«

»Hören Sie auf, Sie verwechseln ja Konfession mit Profession. Ich will wissen, was Sie glauben.«

»Wat ik darvan lööv? Och, de Jung is 'n fixen Keerl, un Hinnerk Stoffers sien Wichter hebbt wall arbeiden lehrt un ok 'n bietje in de Melk to krömmeln un denn...«

»Aber Buskohl, das kümmert uns ja alles nicht. Ich meine...« un darbi keek de Richter sien Schriever an, of de kien Raat wüß, um Jürn sien Konfession recht in de Papieren to kriegen, man de keek ok stief liekut un maak 'n Gesicht as 'n Rött de 't to 'n eersten Mal in sien Levend grummeln höört. »Ich meine, welcher Kirche gehören Sie an«, fraagt he denn.

»Ik höör na d' Stadt to.«

Do springt de Richter up, kickt Jürn an un röppt: »Glauben Sie an Gott?«

»O, mien leev Herr Amtsrichter, wo köönt Se 'n oll Minske woll so verfehren? Of ik an Gott löven do? Hollen Se mi villicht för 'n Sozialdemokraten?«

»Kennen Sie den Namen Doktor Martin Luther?«

»Nee, Herr Amtsrichter, de kennen wi nich. Wenn der een krank is, gah wi na Dr. Meyer in G..., man licht lopen wi nich na de Dokters, wat oll Geerd-Ohm is, de kennt der ok wat van, un meestieds, 'n goden hollands Krüden deit't.«

»Halten Sie ein mit Ihrem Gerede!«

De Richter schreev in de Papieren: Konfession, nicht zu ermitteln.


Ostfriesischer Hausfreund 7 (1895) S. 28.

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Der Abschnitt enthält Texte aus Friesland, deren Quellen jeweils unterhalb des Textes vermerkt sind.
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