20.
Fion's Jugend.

[32] Die edle Boghmin hatte sich mit einer weisen Frau Namens Fincal in eine Höhle geflüchtet, um dort ungestört der Erziehung des Sohnes von Cumhail zu leben. Sie gab ihm den Namen Deimne und als er sich in den Jünglingsjahren befand, ging sie zuweilen mit ihm nach Tara, damit er sich an den Kriegsspielen der Edelknappen erfreue.

Als er nun eines Tages selber daran theilnahm und wegen seiner Gewandtheit und Stärke die Augen Aller auf sich zog, fragte der König seine Mutter: »Wie heißt dieser Paustha Fion (schöne Jüngling)?«

»Ich danke dir, König der hundert Schlachten, für den Namen, den du ihm gegeben hast,« erwiderte die Mutter; »er ist Fion und soll auch Fion bleiben!«

»Bei meiner Ehre,« sprach einer der Knappen, »dies ist der Sohn von Cumhail; versichert euch seiner Person!«

Doch kaum hatte er ausgesprochen, so war Boghmin mit ihrem Sohne auf und davon.

Darnach ward er unter seinem alten Namen Deimne zum Druiden Fion geschickt, um Weisheit zu lernen. Dieser Gelehrte hatte sich nun zur Aufgabe gemacht, den »Lachs der Wissenschaft« zu fangen, damit er die Gabe der Allwissenheit erhalte. Seine Schüler hatten daher den Auftrag erhalten, Lachse zu fangen; doch war es keinem erlaubt, davon zu kosten, wenn sie gebacken waren. Nun bemerkte Deimne einstmals eine auffällige Blase an der linken Seite eines Fisches; er drückte sie mit dem Finger auf und kostete von der Flüssigkeit darin und augenblicklich erfuhr er, was an den Höfen von Tara, Naas und Emania vorging. Dies theilte er dem Druiden mit.

»Wie ist dies möglich?« sagte der erstaunte Druide, »ich weiß doch gewiß, daß nur einem Fion der ›Lachs der Wissenschaft‹ kenntlich gemacht wird!«

»Da hast du Recht; der König der hundert Schlachten hat mir den Namen Fion selber gegeben!«[32]

»Das Schicksal ist gegen mich!« seufzte der Druide, »da es aber einmal nicht anders ist, so will ich dir auch meinen Rath nicht vorenthalten. Suche vorläufig nicht in die Nähe des Ard-Righ1 zu kommen; warte ruhig eine gute Gelegenheit ab und theile ihm dann mit, mit welcher edlen Gabe du beschenkt worden bist. Er wird sich freuen, dich zum Befehlshaber aller Fianna ernennen zu können.«

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Oberster Fürst.

Quelle:
Knortz, Karl: Irländische Märchen. Zürich: Verlagsmagazin J. Schabelitz, 1886, S. 32-33.
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