XXVIII. Schneewittchen.

[118] Árn. II S. 399–406. Nach dem Manuskripte des Pastors Sveinbjörn Guðmundsson.


Ein Bauernpaar hatte eine Tochter. Die Mutter, eine schöne Frau, hiess Vala, die Tochter Vilfríður. Da die Tochter bald an Schönheit ihre Mutter noch übertraf, so bekam sie bei den[118] Leuten den Beinamen Völufegri, d.h. schöner als die Vala. Hierüber wurde die Bauernfrau so böse, dass sie ihr eigenes Kind zu verderben beschloss. Sie geht eines Tages mit dem Mädchen weit hinaus in den Wald und lässt es dann in der Wildnis zurück in der Überzeugung, dass die wilden Tiere es zerreissen würden. Wie Vilfríður, die lange Zeit in der Irre herumgeht, ermüdet Schutz unter einem Felsen sucht, kommen zwei Zwerge zu ihr und laden sie in ihr Haus ein, das drinnen im Felsen sich befindet. – In der Nacht werden die Zwerge von bösen Träumen gequält. Doch da sie vorher das Mädchen gewarnt haben, sie in solchem Falle nicht zu wecken, so lässt sie sie auch ruhig schlafen. Am Morgen, ehe sie zur Jagd fortgehen, warnen die Zwerge ihren Schützling vor einer Gefahr, die ihr drohe. Sie dürfe auf keinen Fall die Türe öffnen, so sehr auch irgend einer versuchen würde, den Einlass sich zu erschmeicheln.

Die böse Vala hatte einen Zauberspiegel, der ihr auf alle Fragen Antwort gab. An ihn wendet sie sich nun am Morgen nachher mit der Frage:


»Segðu mér nú,

Glerið mitt búna,

Hvernig líður Vilfríði

Völufegri núna?«


»Sag' Du mir nun,

Mein geschmückter Spiegel,

Wie ergeht es jetzt

Vilfríður Völufegri?«


Darauf antwortet der Spiegel:


»Ekki er henni margt ad meini,

Ala hana dvergar tveir í steini.«


»Nicht vieles ist ihr zum Verderben.

Es beschützen sie im Felsen zwei Zwerge.«


Wie sie das hört, wird Vala so wütend, dass sie sich sogleich aufmacht, um ihre Tochter zu verderben. Beim Felsen angelangt, wird ihr trotz aller Bitten nicht geöffnet. Sie behauptet für Vilfríður noch einen schönen King, ein Erbstück von der Grossmutter, mitgebracht zu haben. Schliesslich lässt sich das Mädchen beschwätzen, zu einer Spalte einen Finger herauszustecken. Sowie der Ring am Finger sitzt, spricht Vala den Fluch aus, dass er sie töten möge, wenn nicht das gleiche Gold an den Ring gehalten würde. – Nun kommen abends die Zwerge nach Hause und finden ihren Schützling sterbenskrank. Sie suchen in ihren Schätzen,[119] bis sie das Gold gefunden haben, das den Ring vom Finger zu lösen vermag. In der Nacht träumen sie wieder schlecht und verlassen am andern Morgen Vilfríður mit der gleichen Warnung. Vala befragt ihren Spiegel. Wie sie hört, dass ihre Tochter wieder gerettet ist, geht sie zu ihr in den Wald mit einem Goldschuh, der noch von der Urgrossmutter stamme. Vilfríður streckt schliesslich einen Fuss zur Spalte hinaus, und nun legt die Mutter die gleiche Verwünschung auf sie, wie am Tage vorher. Wiederum können am Abend die Zwerge das Mädchen aus ihrer Qual erlösen. Am dritten Tage kommt Vala mit einem alten Familienerbstück, einem Goldgürtel. Sowie Vilfríður ihn sich hat anlegen lassen, spricht die Mutter den Fluch aus, dass sie durch ihn sterben müsse, wenn nicht der König von Deutschland den Gürtel zu lösen versuche. – Die treuen Zwerge tragen nun das fast schon sterbende Mädchen an das Seegestade. Dort nehmen sie zwei Pfeifen und blasen aus Leibeskräften in sie hinein, bis endlich ein gewaltiger Sturm entsteht. Der König von Deutschland, der mit seinem Schiffe gerade auf Reisen sich befand, wird gezwungen, vor dem Unwetter Schutz zu suchen. Er kommt ans Land und sieht hier das schöne, sterbende Mädchen. Er versucht ihm zu helfen und löst den Gürtel. Nun kommt Vilfríður zum Leben zurück, und ihre erste Frage ist nach den Zwergen. Der König sucht nach ihnen und findet sie mit ihren Pfeifen tot am Boden liegen; die furchtbare Anstrengung, um den Sturm zu erzeugen, war für die beiden zu gross gewesen. Der König von Deutschland nimmt Vilfríður mit sich und heiratet sie, nachdem er ihr vorher versprochen hat, keinen Wintergast ohne ihr Wissen anzunehmen. – Wie Vala einst die gleiche Frage an ihren Spiegel richtet, antwortet er ihr:


»Eingum framar er hún stödd í vanda.

Kallast drottning konungs Saxalanda.«


»In keinem Ungemach befindet sie sich weiter.

Sie wird Herrin des Königs von Deutschland genannt.«


Nun muss Rauður, der Gatte der Vala, nach Deutschland reisen, um die Tochter zu töten. Von hier an verläuft die Erzählung gerade so, wie in dem Märchen von dem »bösen Vater«. Rauður hilft der Königin dreimal bei ihrer Niederkunft[120] und behauptet jedesmal, sie habe ihr Kind gegessen. Nach dem dritten Male soll sie getötet werden, doch die Knechte haben Mitleid und lassen sie im Walde frei. Die Haarlocken schneiden sie aus ihren Haaren, die Zunge und das Blut nehmen sie von einer Hündin, die ihnen in den Wald gefolgt war. Vilfríður findet bei einem gross gewachsenen Mann freundliche Aufnahme. Rauður, der sich mit dem Könige nach einiger Zeit auch dorthin verirrt hat, muss seine Lebensgeschichte erzählen. Sowie er die Unwahrheit reden will, sagt der Mann:


»Hertu nú á, hringurinn rauði,

Og stingi þig broddar,

Svo satt þú segir.«


»Zieh dich zusammen, roter Ring.

Und die Spitzen sollen dich stechen,

Damit du die Wahrheit redest.«


Dann drückt ihn jedesmal ein Ring, und die Spitzen in seinem Stuhle bohren sich in sein Fleisch ein. – – Auch hier wird der Beschützer Vilfríðurs später zum Königssohne, der durch die Heirat mit ihrer Tochter erlöst wurde.

Árn. teilt in einer Anmerkung am Schlüsse dieses Märchens mit, dass es noch verschiedene Varianten gäbe. Er beschränkt sich aber hauptsächlich darauf zu sagen, dass die Heldin auch Valfinna, Viðfinna und Virfinna genannt werde und in den übrigen Erzählungen eine Königstochter sei, und dass ferner Vala das junge Paar auf dem Meere verfolgt habe und von ihrer Tochter verflucht worden sei, zum hässlichsten Fische zu werden. – Wichtiger wie diese kurzen Andeutungen sind zwei Varianten, die sich noch in Manuskripten der Landesbibliothek in Reykjavík finden (536 u. 537 4 to).

In der ersten Erzählung (536 4 to von Páll Pálsson 1863/4 niedergeschrieben) heisst die Heldin, eine Königstochter, Virfinna Völublóm. Ihre Stiefmutter will sie verderben, um allein den Reichtum des Gatten geniessen zu können. Sie stürzt deshalb das Mädchen in einen Abgrund, doch es bleibt wunderbarerweise unversehrt. Virfinna kommt auf der Flucht vor der bösen Stiefmutter an ein kleines Haus. Hier macht sie alles sauber, ordnet die beiden Betten und richtet das Mahl an. Die Hausbesitzer, zwei Finnen, sind am Abend bei der Heimkehr über ihre Arbeit sehr entzückt und behalten sie bei sich. Die böse Stiefmutter befragt nun ihren wahrsagenden Spiegel mit folgenden Worten:
[121]

»Segðu mér, glerið mitt góða,

Gullinu búið,

Hvernig henni Virfinnu Völublóm liður,

Lifir eða deyr?«


»Sag' du mir das, mein guter Spiegel,

Mein goldgeschmückter,

Wie es Virf. V. geht,

Ob sie lebt oder stirbt?«


Darauf antwortet der Spiegel:


»Lifir hún og lifir vel,

Hún er út í einni ey,

Filgja henni finnar tveir,

Og fátt er hennar munið.«


»Sie lebt und zwar gut,

Sie ist draussen auf einer Insel,

Ihr folgen zwei Finnen

Und wenig entbehrt sie.«


Darauf nimmt die Königin einen Goldgürtel von der seligen Mutter und beschwätzt ihre Stieftochter, ihn anzulegen. Als die Finnen sie gerettet haben, bringt sie ihr am folgenden Tage einen Trank, den die verstorbene Mutter noch vor ihrem Tode getrunken habe. Auch jetzt erwecken sie die Finnen zum Leben, sagen aber, dass sie selber nun am folgenden Tage dafür den Tod erleiden müssten. Wie nun ihre Beschützer nicht heimkehren, macht sich Virfinna, auf sie zu suchen. Sie findet sie tot im Walde. Nun eilt sie in Angst vor der Stiefmutter immer weiter fort, bis sie ein Schiff sieht, auf dem sie Aufnahme findet. Es gehört ihrem eigenen Vater, der von einer Seefahrt heimkehrt. Die böse Stiefmutter wird zur Strafe von zwei wilden Pferden zerrissen. – – – –

Die dritte Behandlung des gleichen Themas (Lbs 537 4 to) hat eine andere Einleitung:

Eine kinderlose Königin geht zu einer Völva, um durch sie vielleicht eine Tochter zu bekommen. Die Frau rät ihr sehr ab, denn sie würde dann schon früh sterben und ihre Tochter den Verfolgungen einer bösen Stiefmutter überlassen müssen. Trotzdem beharrt die Königin auf ihrem Wunsche. Sie gebiert nun ein wunderschönes Mädchen, das Viðfinna genannt wird. Wie dasselbe 14 Jahre alt ist, stirbt die Königin. Ihr Mann heiratet wieder und zwar eine Frau, namens Vala. Diese ist wunderschön, aber doch heisst es, dass ihre Stieftochter noch viel schöner sei. Daher bekommt diese den Beinamen Völufegri. Vala lockt nun einmal, als ihr Mann auf einer Heerfahrt ist, Viðfinna in den Wald und gibt ihr dort einen schweren Schlaftrunk. Dann lässt sie sie, dem Tode nahe, liegen.[122] Zwei Zwerge finden sie, rufen sie ins Leben zurück und nehmen sie mit in ihre Felswohnung. – – Vala besitzt einen Zauberkrug, in dem einige wahrsagende Enten schwimmen. Ben befragt sie nun immer mit den Worten:


»Segðu mér það, kerið mitt góða,

Gulli-búna

Hve má hún Viðfinna Völufegrinúna?«


»Sag' du mir das, mein guter Krug,

Mein goldgeschmückter,

Wie geht es jetzt Viðf. Völuf?«


Darauf antworten die Enten im Kruge:


»Vel má hún Viðfinna Völufegri:

Ala hana dvergar tveir í steini.

Verður henni flest að gleði.

En fátt að meini.«


»Gut ergeht es Viðf. Völuf.

Es beschützen sie zwei Zwerge im Felsen.

Das meiste gereicht ihr zur Freude,

Aber wenig zum Schaden.«


Nun stellt Vala dreimal ihrer Stieftochter nach. Zuerst lässt sie durch das Fenster des Felsens einen Fluss in die Wohnung hineinströmen, so dass das Mädchen fast ertrinkt. Das zweite Mal kommt sie als behäbige Bürgersfrau und schenkt ihr Handschuhe und einen Kamm. Schliesslich verwandelt sie sich in einen wunderschönen Königssohn, der um Viðfinna freit. Als Verlobungsgeschenk gibt er ihr einen Goldgürtel, der sie gleich nach dem Anlegen zu ersticken droht, und der sich nur löst, wenn die gleiche Art von Gold an ihn gehalten wird. Auch jetzt versuchen die Zwerge sie zu retten, trotzdem sie wissen, dass in diesem Falle die Königin den Fluch des Todes auf sie gelegt hat. Sie schleppen all ihr Gold herbei, jedoch vergebens. Da springt ihnen das Herz vor Kummer. – Ein Königssohn hört die sterbende Viðfinna jammern. Er eilt herbei, um sie zu retten, und wie er seinen Fingerring an den Gürtel hält, löst sich dieser. Nun nimmt er Viðfinna auf sein Schiff und fährt mit ihr in sein Königreich. Dann sucht er mit seiner zauberkundigen Pflegemutter den Vater seiner Braut auf. Sowie die böse Stiefmutter zu den Gästen in die Halle tritt, belegt sie die Pflegemutter des Prinzen mit dem Fluche, dass sie sich selber ins Meer stürzen und für immer dort als hässlichster Fisch, als Vogmeri leben solle. – Viðfinna lässt die toten Zwerge aus dem Walde holen, ganz in Gold eingehüllt begraben und ihr Standbild in Marmor aushauen. Nach einer andern Version soll Vala über die Zwerge einen Fluch[123] ausgesprochen haben, dass, wenn sie Viðfinna aus der Qual zu erlösen versuchten:


»Skildu þeir með blóði og beini

Báðir verða að marmar steini.«


»Sollten sie mit Blut und Knochen

Beide zum Marmorstein werden.«


Dieses Märchen ist, nach dem Zeugnisse Jón Árnason's, in Island ausserordentlich verbreitet. Es behandelt, abgesehen von der Einleitung, die gleichen Motive, wie unser deutsches Märchen vom »Schneewittchen«, das ja nach Grimms Anmerkungen (III S. 53) auch in Deutschland in ungemein vielen Abweichungen erzählt wird. Auch in einer Anzahl der übrigen Märchensammlungen ist der gleiche Stoff behandelt.

In dem keltischen Märchen (Jac. II »Gold-Tree and Silver-Tree« S. 88 ff.) ist die eigene Mutter, geradeso wie im Isländischen die Vala, eifersüchtig auf ihre Tochter, denn eine Forelle in einer Quelle sagt ihr auf ihr Befragen, dass diese viel schöner sei als sie. Jetzt stellt sich die Königin krank und behauptet, nur Herz und Leber ihrer Tochter könne sie heilen. Um sein Kind zu retten, verheiratet der König seine Tochter an einen ausländischen Herrscher und gibt seiner Frau Leber und Herz einer Ziege zu essen. Jedoch sie entdeckt später den Betrug, da die Forelle wiederum die Tochter für die Schönste erklärt. Die Königin reist jetzt zu ihrer Tochter, die bei ihrer Ankunft vor ihr in einem Zimmer verborgen wird. Auf die Bitte der Mutter reicht die junge Frau den kleinen Finger durchs Schlüsselloch. In diesen stösst die Mutter einen vergifteten Dolch, worauf die Fürstin tot zu Boden sinkt. Ihr Gatte, der ihre stets wie lebend aussehende Leiche in einem verschlossenen Zimmer verwahrt, verheiratet sich wieder. Seine zweite Frau entdeckt einst die Leiche und nimmt den Dolch aus dem Finger. Hierauf wird die Fürstin wieder lebendig, und der Gatte führt mit seinen zwei Frauen ein friedliches Leben.

Auch bei Schott (5 »Der Zauberspiegel« S. 105 ff.) verfolgt die eigene Mutter aus Eifersucht ihre Tochter. Sie lässt sie im Walde hilflos zurück, nachdem sie ihr vorher die Augen ausgestochen hatte. Die Jungfrau Maria gibt dem Mädchen das Gesicht zurück, und zwölf Räuber nehmen sie freundlich in ihre Höhle auf. Die Mutter erfährt auf ihr Befragen von ihrem[124] Spiegel, wo ihre Tochter sich befindet. Durch eine alte Frau schickt sie ihr einen vergifteten Ring, der das Mädchen tötet. Wie ihn jedoch später ein Räuber der Leiche abzieht, kehrt das Leben ihr zurück. Darauf tötet die Mutter sie durch vergiftete Ohrgehänge und dann durch Blumen. Ein Prinz entdeckt die Bahre mit der Leiche, die zwischen Bäumen aufgehängt ist, und nimmt das schöne tote Mädchen mit sich. Wie ihr nun einst ein Dieb die frisch blühenden Blumen aus den Haaren stiehlt, erwacht sie aufs neue aus todesähnlichem Schlummer. Die böse Mutter hört nun, dass ihre Tochter verheiratet ist. Sie geht als altes Weib an den Hof und erbietet sich, der jungen Kaiserin bei ihrer Entbindung beizustehen. Sie tötet das Kind und will dann den Dolch ihrer Tochter ins Herz stossen, als der Kaiser sie entdeckt und sie der Bestrafung überliefert.

In dem Märchen aus Wälschtyrol (Schneller 23 »Die drei Schwestern« S. 55 ff.) und ebenso in den sizilianischen Märchen, die hierhin gehören (Gonz. 2 »Maria die böse Stiefmutter und die sieben Räuber« I, S. 4 ff. 3 »Von Maruzzedda« S. 7 ff. u. 4 »Von der schönen Anna« S. 15 ff.), fehlt der Zauberspiegel. Es handelt sich (mit Ausnahme von Gonz. Nr. 2) auch nicht um die Eifersucht einer Mutter oder Stiefmutter, sondern um die Eifersucht der beiden älteren Schwestern. Aber in all diesen Märchen wird die verfolgte Schönheit, die von Räubern, einem Menschenfresserpaare oder in einem verwünschten Schlosse freundlich aufgenommen ist, durch irgend einen vergifteten Gegenstand einmal oder mehrere Male scheinbar getötet und durch Zufall nachher dem Leben wiedergegeben. Von den traurigen Schicksalen nach der Heirat erzählen noch Nr. 3 und 4 der sizilianischen Märchensammlung.

Zwei Behandlungen dieses Märchens, die sich im Griechischen finden (Hahn 103 »Schneewittchen« II S. 134 ff. und Schmidt 17 »Maroula und die Mutter des Erotas« S. 110 ff.), sind insofern noch bemerkenswert, da hier an die Stelle des Spiegels oder der Forelle die Sonne getreten ist. Die Stiefmutter bei Hahn wendet sich mit ihrer Frage nach der Schönsten direkt an die Sonne, während die Mutter des Erotas einen Spiegel vor die Sonne hält, um die Antwort zu bekommen, dass die[125] Königstochter Maroula schöner wie sie sei. Auch bei Maroula sind, nachdem sie wieder zum Leben erwachte, ebenso wie bei Vilfriður, die Leiden noch nicht zu Ende. Durch die Mutter des Erotas veranlasst, schneidet später die königliche Mutter des Gatten den Kindern der Maroula die Köpfe ab und lenkt den Verdacht auf ihre Schwiegertochter. Der Verstossenen belebt ein Mönch die Kin der wieder und errichtet ihr einen Palast, in dem sie später von ihrem Gatten wieder gefunden wird.

Schmidt (S. 233) macht in seinen Anmerkungen zu »Maroula« darauf aufmerksam, dass der Hass der Mutter des Erotas und die Verfolgungen, denen die Schönheit durch sie ausgesetzt ist, an das Märchen von »Amor und Psyche« erinnern. – Beachtenswert ist übrigens auch, dass einzelne Märchen dieser Märchenfamilien, wie in der ersten isländischen Fassung, mit den Leiden der verfolgten Schönheit, denen sie vor ihrer Heirat ausgesetzt ist, nicht zufrieden sind, sondern noch eine zweite Erzählung hinzufügen, die dann meist als selbständiges Märchen auch für sich existirt.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 118-126.
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