LVIII. Elesa und Bogi.

[238] Nach dem Manuskripte Steingrímur Thorsteinssons.


Ein Kaiserpaar hatte eine einzige Tochter, Elesa. Sie wurde von der Schwester des Kaisers, einer Gräfin, zusammen mit ihren beiden Kindern auferzogen. – Die Kaiserin war furchtbar stolz, und als die Tochter erwachsen und zu ihr zurückgekehrt war, schien kein Freier ihr gut genug, ja, alle schickte sie sogar mit Schimpf fort, indem sie ihnen Haar und Bart scheren liess. Als Bogi, der Pflegebruder der Prinzessin, auch um sie warb, erging es ihm nicht besser. Entrüstet verliess er das Schloss und weissagte, dass Mutter und Tochter für ihren Hochmut noch bitter bestraft würden. – Kurz nachher kommen zwei riesige Berserker mit ihren Schiffen zum Kaiser und freien um die Prinzessin. Der Kaiser hat nur die Wahl, den Anführer, Moldi, im Zweikampfe zu besiegen, oder aber ihm die Tochter zu überlassen. Drei Tage Bedenkzeit sind ihm gegeben. Elesa schreibt flehentlich zweimal um Hilfe an ihren Pflegebruder, aber er zerreisst ihre Briefe und tritt sie mit Füssen. Erst auf des Kaisers Bitte macht er sich auf und kommt gerade noch zurecht, um Elesa vor der Heirat zu bewahren und Moldi im Zweikampfe samt seinem Bruder zu er schlagen. – – – – Demütig kommt später Elesa mit ihrem Vater zu ihm, um den von der Mutter ihm angetanen Schimpf wieder gut zu machen. Endlich vergibt er ihr und heiratet sie. –[238]

Dieses Märchen macht den Eindruck, als wenn es die aufs äusserste zusammengedrängte Inhaltsangabe irgend eines Ritterromanes wäre. Parallelen in anderen Sammlungen sind nicht nachzuweisen.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 238-239.
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