[381] 814. Der Bälenkönig zu Kopstal.

[381] Ein alter Junggeselle wurde zum Könige der »Bälen« (Bremsen) auserkoren. Dafür erhielt er jährlich aus dem Gemeindewalde ein Los Späne, Reiser oder einen Baumstamm.

Einst töteten die Bälen ein Pferd im Ort, genannt »Weißlech«. Sogleich erschien der sogenannte »Wöllmann« (der Amechtsmeister?), begleitet von zwei mit Knütteln bewaffneten Polizeimännern, vor der Tür des Bälenkönigs, rief ihn an und hieß ihn die Bälen aufrufen, um den Missetäter zu entdecken.

Ein andermal, zu einer Zeit, wo lange keine Heirat mehr stattgefunden hatte, erschien der Wöllmann in derselben Begleitung vor des Bälenkönigs Tür und forderte ihn auf, entweder selbst zu heiraten oder die Papiere herauszugeben, damit man heiraten könne.

Derselbe Bälenkönig erhielt auch jährlich ein Los Holz, um im Frühling den Kuckuck holen zu gehen.

Referent fügt hinzu, daß dies keine Späße waren, wie ihm die ältesten Einwohner Kopstals versicherten.


Lehrer J. Fr. Wahl

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 381-382.
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