[426] 902. Das verhexte Kind zu Esch a.d. Sauer.

Zu Anfang dieses Jahrhunderts herrschte in der Gegend von Esch a.d. Sauer allgemein der Glaube, es gebe Menschen, welche die wunderbare Kraft besitzen, sich unsichtbar zu machen und auf diese Weise ihr Unwesen zu treiben.

Ein in Esch wohnhafter Greis erzählte, daß seiner Mutter, als sie noch in der Wiege lag, folgendes geschehen sei. Die Wiege stand vor dem Bett der Eltern. Als die Großmutter des Erzählers erwachte und dem Kinde die Brust reichen wollte, war die Wiege leer. Sie weckte ihren Mann, und dieser, von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt, sagte: »Das hat uns ein Unsichtbarer getan.« Sie standen auf, um nach dem Kind zu suchen. Türen und Fenster waren noch wohl verschlossen, das Kind aber lag in der Küche auf dem Spülstein und schlief ruhig.


Lehrer Schlösser zu Esch a.d. Sauer

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 426.
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