[454] 959. Hasenfrauen bei Wahl.

Ein Wilddieb aus Wahl hatte mehrere Nächte nacheinander, wenn er auf der Lauer stand, einen weißen Hasen an derselben Stelle gesehen, ohne den Mut zu finden, auf denselben zu schießen; denn er hatte in seiner Jugend gehört, daß die Hexen oft unter solchen Gestalten ihren Spuk trieben. Einst jedoch, als er den weißen Hasen wieder um Mitternacht in seiner Nähe erblickte, konnte er sich nicht enthalten, auf denselben anzulegen und zu schießen. Kaum aber hatte er den Schuß abgegeben, als er, wie von einem Donnerschlag getroffen, besinnungslos zu Boden stürzte. Erst am andern Morgen erwachte er aus seiner Betäubung; den Hasen aber hat er nie wiedergesehen.

Ein anderer Jäger, ebenfalls aus Wahl, schoß einst auf einen Hasen. Als er zur Stelle kam, wo seiner Meinung nach der getroffene Hase liegen[454] mußte, fand er nichts als einige Fetzen einer neuen Frauenschürze und zerrissene Schnüre der Schürze, woraus er mit Sicherheit schloß, daß unter dieser Hasengestalt eine Hexe verborgen war.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 454-455.
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