[208] 487. Der tanzende Geisterschwarm bei Hosingen.

Ein Schmied aus Hosingen begab sich einst mit seinen zwei Söhnen in einen Wiesengrund, Käschbich genannt, um dort Kohlen zu brennen. Da sie mit dieser Beschäftigung einmal im Gange waren, mußten sie die Nacht über daselbst verweilen. Es wurde zu diesem Zwecke ein Nachtlager bereitet und eine Hütte errichtet. Als sie sich nun so in der Hütte auf das Lager hingelegt hatten, wurden sie gegen Mitternacht durch eine wunderschöne Musik geweckt. Auf einmal entstand im Wiesengrund ein großes Feuer und sogleich begann das Tanzen und »Juxen« einer fröhlichen Gesellschaft, welche um das Feuer herum war. Diese Gesellschaft zechte und jubelte laut auf. Die beiden jungen Burschen wollten aus der Hütte hinzulaufen, um zu sehen, was da wohl vorginge. Der Vater aber hielt sie mit Gewalt zurück. Der eine Bursche jedoch konnte seiner Neugierde nicht widerstehen und trat vor die Köhlerhütte. Aber was geschah? Er ward lahm an einem Bein und behielt dies bis zu seinem Tode. Um zwölf Uhr erlosch das Feuer und die ganze Gesellschaft flog durch die Luft den Berg hinauf mit einem Geräusch, als wenn ein großer Schwarm Raben emporflöge.

Am andern Tage ging der Vater mit den Söhnen hinaus, um den Tanzplatz zu besichtigen; und sieh! kein Halm Gras war mehr sichtbar. Der Vater sprach zu seinen Söhnen: »Das war ein Hexentanz.«

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 208.
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