[310] 718. Das Geldfeuer zu Heinerscheid.

Bekannt ist die Volkssage von dem die hl. Messe lesenden Priester auf dem alten Kirchhof zu Heinerscheid, wo jener Fuhrmann die Messe gedient hat und wo nach dem Gottesdienst Priester, Volk und Kapelle verschwunden waren.1

Einst kam an diesem Kirchhof ein Fuhrmann vorübergefahren; es war eben um die Mitternachtsstunde. Da sah er auf den Feldern in der Nähe[310] des Kirchhofs ein helles Feuer brennen. Unser Fuhrmann, wohl bedenkend, daß es ein Geldfeuer sei, ging hinzu, nahm die Hacke, die er zufällig bei sich führte, und fing an, im Boden nachzusuchen. Auch warf er einiges Gold heraus. Da entstand auf einmal ein gar geheimnisvolles Brausen und er hörte, wie sich rasche Schritte dem Ort näherten, wo er sich befand. Vor Schrecken wich er zurück. Er wartete einige Zeit; da er aber niemand sah und auch nichts mehr hörte, trat er wiederum zu dem noch brennenden Feuer hin und wollte einige Goldstücke, die er herausgeworfen hatte, aufheben. Im nämlichen Augenblick aber erhielt er von unsichtbarer Hand eine so derbe Ohrfeige, daß er fast zu Boden gefallen wäre. Ohne ein Wort zu sagen, lief er eilig zu Wagen und Pferd zurück und setzte schleunigst seinen Weg fort.


Lehrer P. Hummer

1

S. Nr. 301.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 310-311.
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