[488] Mündlich.
Vor alten Zeiten sah man oft Bäuerinnen zu Turnhout auf den Markt kommen, die Butter in solcher Menge hatten, daß es jedermann wunderte, wiewohl sie keine oder höchstens nur Eine Kuh besaßen. Die gemeine Sage ging, daß sie diese Butter von den Kaboutermannekens bekämen, und zwar mit Hülfe eines rothen Tuches.
Eine dieser Bäuerinnen, die auch im Rufe stand, ein rothes Tuch zu haben, brachte öfters Butter in ein gewisses Haus, und die Butter war immer so süß, wie eine Nuß, und so gelb, wie Gold. Gewöhnlich gab man der Bäuerin eine Tasse Kaffee, wenn sie kam, und unterweilen auch ein Butterbrot dazu, denn es war eine gar muntere und zutrauliche Frau. Dem Manne aus dem Hause gefiel das Ding inzwischen nicht ganz, und er ging zu einem Geistlichen und sprach dem von der Sache, und der Geistliche gab ihm ein kleines Döschen und befahl ihm, das unter den Stuhl zu hängen, auf den sich die Bäuerin setzen würde.
Am folgenden Markttage brachte die Frau, wie gewohnt, ihre Butter, und als sie das Geld empfangen, nöthigte man sie, eine Tasse Kaffee zu nehmen. Als sie nun da saß, kam der Mann und hing still das Döschen an den Stuhl und setzte sich alsdann ihr gegenüber, um zu sehen, was sie machen würde. Sie verhielt sich ganz still, blieb aber ungewöhnlich lange sitzen und plauderte fort und fort, bis es Mittag schlug. Da sprach der Mann: »Frau, wir wollen jetzt essen, das wollet ihr auch wahrscheinlich jetzt thun, und darum wird es Zeit sein, daß ihr nach Hause geht.« Die Bäuerin sprach: »Ja, ihr habt Recht«, und wollte aufstehen, aber sie[489] konnte nicht, denn der Stuhl blieb an ihr hängen. Als der Mann das sah, schrie er wüthend: »Steht auf und packt euch aus meinem Hause!« Die Frau erschrak und sagte zitternd: »Ach, ich wollte das ja gerne thun, aber ihr müsset das Ding wegnehmen, was ihr mir unter den Stuhl gethan habt, denn er klebt an mir fest.« Da nahm der Mann das Döschen weg und schlug die Frau und warf sie zur Thüre hinaus. Sie ist auch nicht mehr in das Haus gekommen.