[38] 8. Espenklotz

Espenklotz hatte eine Espe zur Mutter. Den, der sie umhieb, den erschlug er. Dann ging er zum König und fragte, ob er bei ihm Arbeit bekommen könne. Er wolle keinen anderen Lohn, nur wolle er dem König drei Schläge auf den Rücken geben, wenn er keine Arbeit mehr für ihn habe. Der König ging auf die Bedingung ein; denn er dachte, er würde immer Arbeit für Espenklotz haben. Nun schickte er ihn in den Wald zum Holzholen. Aber Espenklotz lud eine so ungeheure Fuhre auf, daß die Pferde den Wagen nicht ziehen konnten. Da nahm er zwei weiße Bären und spannte sie vor, fuhr alles nach Hause und ließ dann die Bären in den Stall, und sie fraßen dem König all sein Vieh auf.

Dann sollte er auf einer Mühle mahlen, die der Böse häufig zum Stehen brachte. Kaum hatte Espenklotz angefangen zu mahlen, so stand die Mühle auch schon wirklich. Espenklotz[38] nahm ein Licht und sah nach, richtig, da hatte Herr Urian seinen Schenkel zwischen die Mühlsteine gezwängt. Espenklotz hatte kaum das Bein erblickt, so schlug er es mit seiner Keule ab. Da kam der Böse auf einem Bein angehumpelt und bat gar de- und wehmütig, er wolle sein anderes Bein wiederhaben. Nein, er bekomme es nicht, sagte der Bursche, wenn er ihm nicht einen Scheffel Geld dafür geben wolle. Aber als der Böse mit dem Geld herausrücken mußte, wollte er Espenklotz darum betrügen und sagte, sie wollten Scheffel gegen Scheffel wetten, wer am höchsten werfen könne. Sie verhandelten eine Weile hin und her, wer den ersten Wurf tun sollte. Schließlich mußte Espenklotz anfangen. Nun hatte der Böse eine Kugel, mit der wollten sie werfen. Espenklotz stand lange und schaute nach dem Mond. »Warum tust du das?« fragte der Böse. »Ja, ich möchte gerne sehen, ob ich die Kugel nicht in den Mond setzen könnte«, sagte Espenklotz, »siehst du die schwarzen Flecken, das sind die Kugeln, die ich schon früher in den Mond geworfen habe.« Da ward dem Bösen angst um seine Kugel, und er wagte nicht, Espenklotz werfen zu lassen.

Doch nun setzten sie Scheffel gegen Scheffel, wer am höchsten blasen könne. »Du kannst zuerst blasen«, sagte Espenklotz. »Nein, du.« Schließlich kam es darauf hinaus, daß Espenklotz zuerst blasen sollte. Da ging er auf einen Hügel, nahm eine gewaltige Fichte und wand sie wie eine Weide um das Horn. »Was soll das werden?« fragte der Böse. »Ja, sonst springt das Horn, wenn ich blase«, gab Espenklotz zurück. Nun bekam der Böse Angst, und Espenklotz kam mit einer halben Tonne Geld nach Hause.

Aber bald hatte der König kein Korn mehr zu mahlen. Da gab es Krieg im Lande. ›Nun wird es wohl Arbeit für ihn geben, daß er seiner Lebtag genug hat‹, dachte sich der König. Und er sagte, Espenklotz solle gegen den Feind ziehen. Espenklotz war gleich dazu bereit, aber viel Mundvorrat wollte er mithaben. Dann machte er sich auf den Weg, und als er den Feind erblickte, setzte er sich zum Essen nieder. Die Feinde[39] schossen, was sie konnten, die Kugeln aber griffen ihn nicht an. Als Espenklotz sich satt gegessen hatte, stand er auf, riß eine gewaltige Eiche mit der Wurzel aus und schlug damit um sich. Und es dauerte nicht lange, so hatte er damit alle Feinde niedergehauen. Dann ging er wieder zum König nach Hause.

»Hast du noch Arbeit für mich?« fragte er. »Nein, jetzt habe ich keine Arbeit mehr«, sagte der König. »Dann will ich dir deine drei Schläge auf den Rücken geben«, sagte Espenklotz. Der König bat um die Erlaubnis, Kissen unterzulegen. »Ja, leg nur unter, soviel du willst«, sagte Espenklotz. Er schlug zu, und mit dem ersten Schlag zersprang der König in viele Stücke.

Quelle:
Stroebe, Klara: Nordische Volksmärchen. 2: Norwegen. Jena: Eugen Diederichs, 1922, S. 38-40.
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