Der Tannenberger See.

[131] Bei Tannenberg liegt ein See, dessen Wasser in früheren Zeiten wunderbare Heilkräfte besaß. Viele Augenkranke wallfahrteten dorthin und kehrten gesund zurück. Selbst die Blinden erlangten durch die wunderbare Kraft des Wassers den Gebrauch des Gesichtes. Dies dauerte eine lange Zeit. Aber da lebte einmal eine Edelfrau, die hatte ein Schoßhündchen und liebte es über die Maßen. Dieses Hündchen wurde an den Augen krank, und die Edelfrau wünschte nichts sehnlicher, als daß es wieder hergestellt würde. Aber keine Mittel wollten helfen, und so brachten sie es zuletzt an den See und wusch es in dem Wasser.[131] Sie erreichte, was sie wünschte. Das Hündchen wurde gesund – aber das Wasser verlor seine Kraft von Stund an.16

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N. Pr. Pr.-Bl. 1846, Bd. 2, S. 44. (Vgl. Temme und Tettau, Preuß. Volkssagen Nr. 176, 198. Müllenhof, Schleswig's Sagen S. 106. Nr. 126).

Quelle:
Toeppen, M.: Aberglauben aus Masuren, mit einem Anhange, enthaltend: Masurische Sagen und Mährchen. Danzig: Th. Bertling, 1867, S. 131-132.
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