Sage von der Mutter des Heiligen Petrus

[249] Die Mutter des Apostels Petrus war so knauserig, daß sie nie imstande war, jemandem etwas zu geben, selbst wenn man sie herzzerreißend bat. Eines Tages ging sie in den Gemüsegarten, um Kohl für die Suppe zu holen, und als sie heimkehrte, fiel ihr ein Blatt Zwiebelgrün zu Boden. Da es etwas war, was man nicht gebrauchte, ließ sie es liegen und setzte ihren Weg mit den Worten fort: »So bleib um Gotteswillen da liegen.« Nach einiger Zeit wurde der Heilige Petrus ein Jünger Christi, und der Herrgott machte ihn auch zum Schließer des Himmels. Als die Mutter des Heiligen Petrus starb, wollte ihr Sohn sie in den Himmel bringen, indes gab es keinen Anlaß dazu. »Ja, wenn sie irgendetwas zu meinem Lob gegeben hätte.« Als der Heilige Petrus diese Worte des Herrn vernahm, erinnerte er sich an das Zwiebelgrün, das auf den Weg gefallen war, und er berief sich auf diese Gabe. »Nun denn, so bringe sie herauf.« Der Heilige Petrus gab das Zwiebelgrün seiner Mutter, brachte sie empor und kam kam an die Himmelstür, doch als er sie hineinbringen wollte, da riß das Grün entzwei und die Alte blieb in der Tür stecken ohne daß sie hätte hineingehen können. Von daher kommt das Sprichwort: »In der Tür stehen bleiben wie die Mutter des Heiligen Petrus.«

Quelle:
Braga, T.: Contos tradicionaes do povo portuguez. [I:] Contos de fadas - Cassos e facecia - Notas comparativas. 2. Auflage, Lisboa 1914, S. 249.
Lizenz:
Kategorien: