39. Die Fasten des heiligen Petrus

[269] Der heilige Petrus hatte einst zum Liebchen eine Fischerin, der er manches zu Gefallen tat. Unter anderem war sie auch einmal beim Auswerfen ihres Netzes sehr glücklich und brachte in einer Nacht einen übergroßen Haufen Fische zusammen, die sie alsbald zu Markte trug. Da es ihr aber leichter gefallen war, die Fische zu fangen, als sie loszuwerden, so mußte sie den ganzen Tag, vom Morgen bis zum Abend, warten, ohne daß ihr Vorrat sich auch nur um etwas verringert hätte. Niedergeschlagen ging sie abends heim und klagte ihr Mißgeschick ihrem Freunde, welcher hierauf sogleich dem Volk ein strenges Fasten vorschrieb, das er so lange dauern ließ, bis seine gekränkte Schöne ihre Fische sämtlich verkauft hatte und wieder zufriedengestellt war. Da hierauf des guten Apostels Namenstag eintrat, so bezeichnete er diesen als ein großes Fest, an dem sich das fromme Volk durch vieles Fleischessen wieder gütlich tun und so alle Entbehrung gutmachen durfte. So wird es auch bis auf den heutigen Tag noch gehalten.

Quelle:
Schott, Arthur und Albert: Rumänische Volkserzählungen aus dem Banat. Bukarest: Kriterion, 1975, S. 269.
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