XIV

Hochzeitsrede

[214] Vor ungefähr fünfzig Jahren noch pflegten Spielmänner oder ähnliche Personen bei Hochzeiten zu der Gäste Belustigung folgende Rede zu halten.

»Der Kukuk hole den, der allein bleibt, d.h. soviel wie Pfui und Verdammniss über den, der sich nicht verheirathet.


Heirath fehlet nimmermehr;

Sie zieht die ganze Welt umher.


Heirathen ist nützlich bei Tage und ergötzlich bei Nacht; es ist lustig bei Tisch und gut im Bett.

Zwei sind besser als eins, und zwei können eins machen; und so wie ein gut zusammengedrehtes Tau nicht leicht auseinander geht, so ist es auch nicht leicht, zwei Liebende zu scheiden, die bei einander liegen.

Diese unsere Lehre hat unser ehrsamer Bräutigam stets in seinem Sinn gehabt und wolbeachtet, weil er es gewagt hat, in der ganzen Welt umherzuziehen und nach Heirath auf die Suche zu gehen. Und obschon er ein brennendes Verlangen und stetes Bestreben[215] danach gehabt hat sich zu verheirathen, geradeso wie die Katze nach der Maus und der Fuchs nach der Gans, ist er doch nicht darauf losgestürzt wie ein dummer Hund auf ein Stück Fleisch, auch nicht wie ein Frosch, der in die erste beste Kothgrube springt, oder wie die Schlange, die in das erste beste Loch kriecht, das sie antrifft; sondern er hat gehandelt wie ein Bauer, der eine Färse kaufen will. Erst nimmt er sie in Augenschein von vorn und von hinten, und dann befühlt er sie an der Brust, am Bauch und an den Weichen; und dann probirt er sie, und dann macht er ein Angebot und dann schliesst er den Kauf ab und führt sie nach Hause und macht ihr eine Streu im Stalle zurecht und macht sie zur Kuh; denn eine Kuh ist auf einem Bauernhof ein nützliches Ding.

Also auch hat unser ehrsamer Bräutigam mit seiner herzallerliebsten, allerfleischlichsten und ehrsamen Braut gethan.

Der aber, der ein Mann sein will, soll sein mannbar und muss die Ohren steif halten und muss sein


steifgesinnt

und steif im Pint[216]

und steif im Feld

und steif im Bett

und steif im Gang

und steif im Sack.


Aber die Frau dagegen soll sein wie die Katze im Monat März. Sie soll nicht boshaft und listig sein wie eine alte Katze, die in den Winkeln sitzt und murrt und knurrt und bissig aussieht, sondern sie soll sein wie ein Spanferkel, das, wenn man es an dem einen Bein kraut, das andere emporhebt und dann still liegt und schniebt und am Ende einschlaft. Sie soll nicht sein wie ein knorriger Klotz sondern wie ein sich grade spaltender, der wenn der Keil kommt, sich gerade in zwei Theile spaltet.«

Quelle:
[Anonym:] Schwedische Schwänke und Aberglauben aus Norland. In: Kryptádia 2 (1884), S. 171-222, S. 214-217.
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