1009. Ds Zyt erläbä.

[14] a) So unvernünftig behandelte ein Mann seine Frau, dass sie »vor-em Zytt« dahinwelkte und starb. Aber nach ihrem Tode kam es jeden Abend eiskalt zum Witwer ins Bett, legte sich neben ihn und gab sich, da er über diese Belästigung wetterte, als seine Frau zu erkennen, die solange noch auf diese Weise zu ihm müsse liegen kommen, als ihr zu leben beschieden gewesen, wenn er sie nicht »verhilässget«1 hätte.


Frau Nussbaumer-Zgraggen, 27 Jahre alt, Schattdorf.


b) In Realp ist ein Mann in seiner letzten Krankheit »verhilässget wordä und wäg dem vor-em Zytt gstorbä.« Er wurde nach seinem Tode von den Kindern während des gemeinsamen Abendgebetes gesehen, aber nicht von der Frau.


Anna Maria Maller, 75 Jahre alt, Hospental.


Fußnoten

1 vernachlässigen. S. Schw. Id. 3, 1416.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 14.
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