1010. Wohlgängerli.

[14] Als jemand abends die Strasse dahinschritt, da erblickte er auf einmal einen Knäuel elende, fast schattenhafte Gestalten über den Boden kriechen, die ihm den Weg kreuzten und aussahen wie abgemagerte, bleiche, dahinserbelnde, in zerfetzte Lumpen gekleidete Kinder, die hilflos am Boden herumkrappeln. »Was isch äi das fir Waar?« rief er ganz erstaunt. »Das sind etz Wohlgängerli,« tönte es ihm entgegen. – »Ja, was isch de das?«

»Das sind Chind, wo vo dän Eltärä värhilässget wärdet und vorem Zytt miend stärbä. Ja, ja! – Wennd alligs ä sones[14] arms, värhilässgets Chind stirbt, seit alles, äs syg-em wohl gangä. Da g'sehnd-er etz, wie wohl dass-nä gaht! So miämmer wandlä bis mer ysers Zytt ärläbt hend!«

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 14-15.
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