10. Der narr und der bär.

[78] Ein mann hatte drei söhne. Einer von diesen war ein narr. Zwei von seinen söhnen sollen in den wald gegangen sein um holz zu hauen. Die älteren brüder sollen den narren nicht mit sich genommen haben. Der narr soll sehr gewünscht haben (in den wald) zu gehen.

Einmal sollen die älteren brüder in ihren ranzen brot eingelegt haben, um in den wald zu gehen. Der narr nahm das brot aus dem ranzen und kroch selbst in den ranzen hinein. Die älteren brüder warfen, ohne zu wissen, was es war, den ranzen über die schulter und trugen ihn fort.

Der narr hatte nie einen pflug gesehen. Der narr sah vom ranzen einen pflug auf dem felde und schrie auf: »Bruder, was ist das?« Da nahmen die älteren brüder ihn aus dem ranzen[79] heraus und schickten ihn um brot zu holen. Der narr soll weinend umgekehrt sein.

Där bär sah ihn und sagte: »Warum weinst du?« Der narr sprach: »Ich finde nicht den weg um nach hause zurückzukehren, und darum weine ich«, sagte er. Der bär fragte: »Wo ist denn dein haus?« »Ich weiss nicht«, sagte der narr. »Ich weiss«, sagte der bär. Der narr sagte: »Wo denn?« »Sieh, hier!« sagte der bär, führte ihn in sein lug und machte es zu.

Der bär strich ein wenig herum, kehrte zurück, sah nach, wie er sich befand und fragte: »Bist du hungrig?« »Ja wohl«, sagte der narr. Der bär sagte: »Was issest du denn?« »Ich esse honig«, sagte der narr. Der bär holte einen topf honig herbei, gab ihn dem narren, und der narr ass alles auf. Darauf fragte der bär weiter: »Willst du zurückkehren?« »Ja wohl«, sagte der narr. »Welchen namen hat denn dein dorf?« fragte der bär. »« (»Wasser«), sagte der narr, und darauf umarmten sie einander und sprangen in's wasser.

Der narr ertrank. Der bär rettete sich an's ufer und starb, nachdem er sehr lange geweint hatte. Ein bär kam dahin und fing an, ihn zu zerreissen. Sie fielen beide in's wasser und starben.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 78-80.
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