16. Der teufel und der kaufmann.

Es war ein kaufmann, der seinen lohndiener nicht liebte, und in der hoffnung, dass der teufel den lohndiener essen würde, schickte er ihn zum teufel und sagte: »Ich habe etwas geld bei ihm (dem teufel) gut«. Der lohndiener soll gegangen sein, und er kam nach einer gegend, wo die ernte fehlgeschlagen hatte. Die brotlosen menschen fragten ihn: »Wohin gehst du?« »Zu dem teufel.« »Warum denn?« »Mein hausherr hat geld bei ihm gut, und er schickte mich (um das geld zu holen)«. »Frage mal ihn (den teufel), warum unsere ernte nicht mehr gut ausfällt.« »Gut!«

Er ging ein stückchen weiter und kam in ein dorf, aus welchem ein mädchen verschwunden war. Sie (die dorfbewohner) sagten zu ihm: »Unser mädchen ist verloren gegangen; frage mal den teufel nach ihr!« »Gut!« sagte er.

Er ging ein stückchen weiter und kam jetzt an einen ort, wo das wasser ein ende genommen hatte. Sie (die bewohner) fragten ihn: »Wohin gehst du?« »Zu dem teufel.« »Warum denn?« »Mein hausherr hat geld bei ihm gut, und er schickte mich.« »Frage mal ihn (den teufel), warum unser wasser ein ende genommen hat«. »Gut!« sagte er.

Darauf kam er zu dem teufel. Der teufel war damals nicht zu hause. Er trat hinein und fragte die frau des teufels: »Wo ist der teufel?« »Er ging hinaus, um einen menschen zu essen. Wozu brauchst du ihn?« »In einem dorfe fällt die ernte nicht gut aus, und sie (die dorfbewohner) hiessen mich (betreffs dieser sache) fragen; ich kam in ein zweites dorf, und da sagt man: ›unser mädchen ist verloren gegangen‹; ich kam in ein drittes (dorf), und da sagt man: ›wir haben kein wasser mehr‹, und sie (die dorfbewohner)[90] hiessen mich (betreffs dieser sache) fragen«. Die frau des teufels sagte zu ihm: »Wenn der teufel nach hause kommt, so wird er dich aufessen. Eile, krieche in den koffer hinein!« Der mann kroch in den koffer hinein, und die frau des teufels machte den koffer zu.

Nach einer weile kam der teufel (nach hause) zurück und sagte: »Pfui, es riecht nach mensch!« Seine frau sagte: »Du streichst beständig herum, um menschen zu essen; du giebst wahrscheinlich selbst den geruch von dir!« Der teufel setzte sich um zu essen, und seine frau legte sich schlafen. Sie lag ein wenig, stand dann auf, gab vor, sie habe einen traum gehabt und sagte: »Es träumte mir, dass ich in ein dorf kam, wo das wasser ein ende genommen hatte«. Der teufel sagte zu ihr: »An der stelle, wo ihr fluss entspringt, ist ein sehr grosser stein; wenn sie den stein umkehren, quillt das wasser hervor«. Die frau legte sich wieder schlafen. Nachdem sie eine weile gelegen hatte, sagte sie: »Es scheint mir, als ob ich in ein dorf kam, wo ein mädchen verloren gegangen war.« »Ich habe ihr mädchen gegessen.« Die frau legte sich wieder schlafen, lag ein wenig, stand wieder auf und sagte: »Ich kann gar nicht mehr schlafen! Wieder habe ich geträumt! Es scheint mir, als ob ich an einen ort kam, wo die ernte nicht gut ausgefallen war.« Der teufel sagte: »Mitten auf ihrem felde ist eine birke; wenn sie die birke verbrennen und das feld mit der asche besäen, wird die ernte gedeihen.« Der mann hörte alles, was sie sagten. Nachdem der teufel zu essen aufgehört hatte, legte er sich schlafen, und seine frau führte den mann hinaus.

Der mann kam an den ort, wo das wasser ein ende genommen hatte, und fragte: »Wieviel rubel gebt ihr, wenn ich wasser anschaffe?« »Wir geben hundertfünfzig rubel«, sagten sie. »Gehen wir also an die stelle, wo euer fluss anfängt!« Sie gingen an diese stelle, und der mann sagte: »Kehrt diesen stein um, und das wasser wird fliessen!« Sie kehrten den stein um, und das wasser strömte hervor.

Darauf kam er in das darf, wo das mädchen verloren gegangen war, und fragte: »Wieviel rubel gebt ihr? Ich weiss, wo[91] euer mädchen ist!« »Hundert rubel geben wir«, sagten sie. »Sucht nicht mehr nach eurem mädchen! Der teufel hat sie gegessen.«

Darauf kam er an den brotlosen ort und fragte wie der: »Wieviel rubel gebt ihr? Ich weiss, warum eure ernte nicht gedeiht.« »Wir geben sogar zweihundert rubel!« »Mitten auf eurem felde ist eine birke; wenn ihr die birke verbrennt und das feld mit der asche besäet, wird die ernte gedeihen.«

Darauf kam er zu seinem hausherrn. Der hausherr fragte ihn: »Hat der teufel geld gegeben?« »Ja wohl, er gab vierhundertfünfzig rubel, und er lud euch selbst zu sich ein.« Der kaufmann hiess das pferd anspannen, fuhr zu dem teufel, und der teufel ass ihn auf.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 88-92.
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