20. Der hase und der fuchs.

[108] Ein hase sah einmal einen fuchs und sagte zu ihm: »Hör mal, mein freund fuchs, lass uns ein haus bauen, für dich ein haus von eis, für mich ein haus von schäben«. »Wohlan!« sagte der fuchs. Für den fuchs bauten sie ein haus von eis, für den hasen eines von schäben. Nach einiger zeit ging der hase zum fuchs und sagte zu ihm: »Von meinem hausdache kann man sogar herabrutschen, von deinem (aber) kann man es ja nicht!« Der hase aber sagte zu ihm: »Dein haus schmilzt weg, wenn es frühling wird!« Und so war es auch: das haus des fuchses schmolz im frühling und verschwand.

Darauf ging der fuchs zum hasen und fragte ihn: »Lässt du mich, mein freund hase, in dein haus hinein?« »Warum sollte ich nicht einen gutgesinnten hereinlassen!« sagte der hase. Wieder fragte der fuchs: »Lässt du mich auf den ofen hinauf?« »Warum sollte ich nicht einen gutgesinnten hinauflassen!« sagte der hase. Nach einer weile fragte er wieder: »Lässt du mich auf den kienspansparren hinauf?« »Warum sollte ich nicht hinauflassen!« sagte der hase. Der fuchs kletterte auf den kienspansparren hinauf, nahm einen kienspan und warf ihn auf den hasen. Der hase ging aus dem hause hinaus und wanderte weinend weg.

Ein wolf sah ihn und fragte: »Warum weinst du, mein freund hase?« Der hase sagte: »Der fuchs trieb mich aus meinem haus fort und (darum) weine ich«. »Nun wohlan!« sagte der wolf, »ich werde ihn selbst forttreiben!« Sie gingen zusammen in das haus, und wieder warf der fuchs kienspäne herab. Sogar der wolf erschrak, ging hinaus und machte sich fort.

Wieder wanderte der hase weinend weg. Ein hahn sah ihn und fragte ihn: »Warum weinst du, mein freund hase?« Auch diesem erzählte der hase, warum er weinte. Der hahn sagte zu ihm: »Nun wohlan! Ich werde ihn vertreiben!« Sie gingen zusammen[109] (in das haus) hinein, und der hahn sagte: »Ko ko ko, ich picke dir in den after und kratze dein gedärm aus!« Jetzt erschrak der fuchs selbst und machte sich fort.

Nachdem der fuchs weggegangen war, bewirtete der hase den hahn, und sie fingen an beisammen zu wohnen.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 108-110.
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