Acetōn

[72] Acetōn (Dimethylketon, Essiggeist, Brenzessiggeist) C3H6O oder CH3.CO.CH3 findet sich in der ausgeatmeten Luft, im Blut und im Harn, besonders bei Zuckerruhr (Acetonurie), entsteht bei trockner Destillation essigsaurer Salze oder aus Essigsäuredämpfen bei Rotglut, findet sich daher im rohen Holzgeist und in den Produkten der trocknen Destillation vieler organischer Substanzen. Reines A. erhält man durch trockne Destillation von essigsaurem Baryt. In der Technik destilliert man holzessigsauren Kalk und reinigt das Destillat durch Chemikalien und Rektifikation. A. bildet eine farblose Flüssigkeit von starkem, an Essigäther erinnerndem Geruch und brennendem Geschmack, spez. Gew. 0,793 bei 20°; es mischt sich mit Wasser, Alkohol und Äther, siedet bei 56° und läßt sich leicht entzünden. Mit den Bisulfiten der Alkalien bildet A. kristallisierende Verbindungen, die durch Natronlauge wieder zersetzt werden (Benutzung zur Reinigung von rohem A.). Durch Chromsäure wird er zu Ameisensäure und Essigsäure oxydiert, durch Natriumamalgam zu Isopropylalkohol reduziert. A. löst Kampfer, Fette, Schießbaumwolle und scharf gedarrten Kopal und dient zur Bereitung von Firnissen (s. Zapon), zur Darstellung von Sulfonal, Chloroform und Jodoform, rauchschwachem Pulver, Zelluloidwaren. Acetonöle (Nebenprodukt bei der technischen Darstellung von A.) bestehen aus Ketonen, Aldehyd, Kondensationsprodukten des Acetons etc., sie scheiden sich aus dem ersten Destillat ab und kommen als leichte (Siedepunkt 75–130°) und schwere (130 bis 250°) in den Handel. Sie dienen zum Reinigen von Anthrazen. Als geheimer Weingeist wurde A. schon von den Adepten medizinisch benutzt und findet auch jetzt noch Verwendung bei Schwindsucht und Neuralgien. Vgl. Becker, Das A. und seine medizinische Anwendung (Mühlh. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 72.
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