Chromsäure

[125] Chromsäure H2CrO4 findet sich in der Natur im Rotbleierz, Phönicit und Vauquelinit und wird durch Schwefelsäure aus den Chromsäuresalzen abgeschieden. In der Technik wird C. aus dem in Teerfarbenfabriken abfallenden Chromoxyd elektrolytisch dargestellt. C. ist nur in Lösungen bekannt, denn aus diesen kristallisiert bei hinreichender Konzentration Chromsäureanhydrid (Chromtrioxyd) CrO3. Letzteres, aus rotem chromsaurem Kali mit konzentrierter Schwefelsäure abgeschieden, bildet scharlachrote Kristalle, ist geruchlos, schmeckt anfangs sauer, dann herb, färbt die Haut braun, ist zerfließlich, leicht löslich in Wasser und Alkohol, wird beim Erhitzen fast schwarz, schmilzt bei 190°, verflüchtigt sich zum sehr geringen Teil, zerfällt bei 250° in Chromoxyd und Sauerstoff, entwickelt beim Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsäure Sauerstoff, mit Salzsäure Chlor, wirkt äußerst kräftig oxydierend, zerstört Papier, entzündet auf die Kristalle getröpfelten Alkohol und verwandelt denselben in verdünnter Lösung in Aldehyd und Essigsäure. In trocknem Ammoniak erglüht es und verwandelt sich in Chromoxyd. Mit Basen bildet C. die Chromsäuresalze. Man benutzt C. (in der Regel eine Mischung von rotem chromsaurem Kali und Schwefelsäure) als Oxydationsmittel, als Ersatz der Salpetersäure in galvanischen Elementen, zum Beizen und Färben-von Wolle und Seide, in der Medizin bisweilen als Ätzmittel. In 4–6 Teilen Wasser gelöst, veranlaßt C. eine Schrumpfung mancher tierischer Gewebe, aus denen man dann leicht dünne Schnitte für das Mikroskop anfertigen kann.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 125.
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