Adam de la Halle

[94] Adam de la Halle (eigentlich de le Hale), franz. Dichter u. Komponist, genannt le Bossu (der Buckelige) d'Arras, wiewohl er nicht mißgestaltet war, geboren um 1235 in Arras, entsagte dem theologischen Studium, um zu heiraten, und begleitete 1283 Robert II., Grafen von Artois, nach Neapel, wo er 1286 oder 1287 starb. A. hat eine größere Anzahl von Liedern, Rondells, Motetten u. zwei Singspiele hinterlassen, die ältesten nicht geistlichen Dramen aus Frankreich. Das eine: »Le ju Adan ou de la fuellie« (»Das Spiel Adams oder das Spiel in der Laube«), vom 1. Mai 1262, schildert die persönlichen Verhältnisse des Dichters mit satirischen Ausfällen auf dessen Mitbürger von Arras. Das andre ist ein Schäferspiel mit eingelegten Volksweisen, »Le jeu de Robin et de Marion«, sehr anmutig, zuerst in Neapel ausgeführt, dann nach dem Tode des Dichters in Arras wiederholt und, wie es scheint, noch hundert Jahre später in Angers alljährlich gespielt. Adams »Œuvres complètes« sind herausgegeben von de Coussemaker (Par. 1872), die Dramen auch von Rambeau (Marburg 1886). Adams Canchons und Partures gibt R. Berger (Halle 1900, Bd. 1) heraus. Über A. als Komponisten handelt Lavoix im »Recueil de motets français«, Bd. 2 (Par. 1884). Eine Neubearbeitung des Schäferspiels besorgte W. Tappert (Berl. 1884). A. ist auch der Held einer Oper: »Adam de la Halle«, von Ernst Frank (1880); Vgl. H. Guy, Essai für la vie et les œuvres littéraires du trouvère Adan de la Hale (Par. 1898); Derselbe, Bibliographie critique du trouvére (das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 94.
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