Schäferspiel

[678] Schäferspiel (Hirtendrama), die dramatische Ausführung eines idyllischen Stoffes, dessen handelnde Personen Schäfer sind. Dergleichen Schäferspiele dichteten zuerst die Italiener. Nach den unvollkommenen Versuchen früherer Dichter (bas älteste Pastoraldrama ist der »Orfeo« Polizianos, 1472) gab Tasso dem S. im »Aminta« (1573) Kunstgehalt und dramatische Vollendung. Ihren Höhepunkt erreichte die Gattung in dem »Pastor fido« Guarinos (1590), der für die Hirtenspiele aller Länder maßgebend wurde. Später widmete sich Metastasio mit Vorliebe dem S. Vgl. Carrara, Poesia pastorale, in der »Storia dei Generi letterarii italiani« (Mail.). In Spanien wurde das Pastorale zu Ende des 15. Jahrh. von Juan del Encina und bald darauf von Lope de Rueda bearbeitet, aber von dem nationalen Drama verdrängt und durch Schäferromanzen ersetzt. In Frankreich war es ebenfalls eine Zeitlang Mode, nahm jedoch die Empfindungsziererei der modernen Gesellschaftswelt in sich auf (vgl. Weinberg, Das französische S. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Frankf. 1884; Marsan, La pastorale dramatique en France, Par. 1905). In Deutschland sind nur Gellerts »Sylvia« und Goethes »Laune des Verliebten« von Belang.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 678.
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