Agis

[172] Agis, Name mehrerer Könige von Sparta: 1) A. 1., der sagenhafte Stammvater des Königshauses der Agiaden (Agiden) oder Eurystheniden, angeblich ein Sohn des Eurysthenes. Auf ihn führt die Tradition die Unterwerfung der Heloten zurück.

2) A. II. (I.), Sohn des Archidamos, regierte 427 bis 397 v. Chr. Nachdem er 426 und 425 die Peloponnesier bei ihren Einfällen in Attika befehligt hatte, führte er 418 den Krieg gegen das mit Athen verbündete Argos und siegte bei Mantineia. 415 nahm er den flüchtigen Alkibiades auf und besetzte auf seinen Rat 413 Dekeleia in Attika, verfeindete sich aber mit ihm und wurde die Ursache von seiner Flucht zu den Persern. 405 nahm A. an der Belagerung von Athen teil, führte noch einen glücklichen Krieg gegen Elis und starb 401; ihm folgte sein Bruder Agesilaos.

3) A. III. (II.), Sohn Archidamos' III., König 338–331, versuchte, während Alexander d. Gr. in Asien vordrang, Griechenland von der makedonischen Herrschaft zu befreien, unterlag aber bei Megalopolis und fiel 331 im Kampfe gegen Antipatros.

4) A. IV. (III.) folgte 245 v. Chr. seinem Vater Eudamidas II. Weil damals Sparta ganz in Verfall geraten, faßte A. den Plan einer Herstellung der Lykurgischen Einrichtungen. Von einigen angesehenen Männern, seinem mütterlichen Oheim Agesilaos und Lysandros unterstützt, hatte er dagegen an seinem Mitkönig Leonidas II. einen heftigen Gegner. Lysandros beantragte 242 ein Gesetz, wonach die auf 700 zusammengeschmolzenen Spartiaten durch Aufnahme der tüchtigsten Periöken und Fremden auf die Zahl von 4500 gebracht und unter diese alle Ländereien Lakoniens zu gleichen Teilen durch das Los verteilt werden sollten. Leonidas und die Ephoren, die diesen Gesetzen entgegentraten, wurden abgesetzt und verbannt, und der glückliche Fortgang des Unternehmens schien völlig gesichert, als der Eigennutz des Agesilaos, der Ephoros geworden war, alles verdarb. Dieser verzögerte die Ausführung der Ackerverteilung, und als A., der die spartanischen Hilfsvölker dem Achäischen Bunde hatte zuführen müssen, in die Heimat zurückkehrte, hatte sich beim Volke, das seine Hoffnungen auf die Reform getäuscht sah, die Stimmung zu seinen Ungunsten geändert. Leonidas wurde nach Sparta zurückgerufen und bemächtigte sich wieder der Gewalt; A. wurde von treulosen Freunden verraten, dem Gericht überliefert, zum Tode verurteilt und eilig erdrosselt (241). Dasselbe Schicksal erlitt auch seine Großmutter Archidameia und seine Mutter Agesistrata. Die tragische Geschichte des A. ist von Plutarch in einer Biographie wirkungsvoll dargestellt, später von dramatischen Dichtern bearbeitet worden, am besten von Alfieri.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 172.
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