[477] Analytisch (griech.), auflösend, zerlegend; in die mathematische oder die chemische Analyse einschlagend. Besonders heißt a. (nach Kant) ein Urteil, das sich durch bloße Analyse eines Begriffes (des Subjektsbegriffes) ergibt und somit von dem Gegenstande nur etwas aussagt, was schon im Begriff desselben mitgedacht war; z. B.: jeder Körper ist ausgedehnt. Es erhellt daraus, daß durch analytische Urteile unser Wissen nie erweitert, sondern nur der Inhalt unsrer Begriffe verdeutlicht wird. Im Gegensatz dazu heißen diejenigen Urteile synthetische, in denen mit einem Begriff eine neue (noch nicht in ihm liegende) Bestimmung verbunden wird; z. B.: jeder Körper läßt sich zusammendrücken. Alle Sätze, die eine neue Wahrheit aussprechen, sind also synthetisch. Da jedoch der Inhalt der meisten Begriffe kein ein für allemal feststehender, sondern ein fließender ist, so kann dasselbe Urteil für den einen ein analytisches, für den andern ein synthetisches sein, je nach der Summe der Merkmale, die für den einen oder den andern der Subjektsbegriff umfaßt. Neuere Sprachen nennt man im Gegensatze zu ältern a. insofern, als sie oft für ein einfaches Wort mehrere setzen, also gleichsam eine Einheit in ein Mehrfaches auflösen, z. B. französisch j'ai été für lateinisch fui, und dementsprechend nennt man ältere Sprachen im Gegensatze zu neuern synthetisch. In Wirklichkeit ist jede Sprache in jedem Entwickelungsstadium zugleich a. und synthetisch.