[489] Anaximandros, griech. Philosoph der ionischen Schule, angeblich Schüler des Thales, war um 611 in Milet geboren und starb nach 547 v. Chr. Er ging wie Thales von der Annahme eines Grundstoffes aus, betrachtete aber nicht wie dieser eins der vier sogen. Elemente als solchen, sondern die nicht wahrnehmbare Urmaterie, die er, weil sie ihrer Beschaffenheit nach unbestimmt, ihrer Ausdehnung nach unendlich gedacht werden müsse, apeiron (»das Unbegrenzte«) nannte und als unvergänglich bezeichnete. Aus ihr geht das Begrenzte, d.h. sowohl seiner Beschaffenheit als seiner Ausdehnung nach Bestimmte (die Welt der besondern Naturdinge), durch Aussonderung der elementaren Gegensätze des Warmen und Kalten, des Feuchten und Trocknen vermöge der ewigen demselben innewohnenden Bewegung hervor, und in dieselbe kehrt es »nach der Ordnung der Zeit« zurück, so daß eine endlose Aufeinanderfolge von Weltbildungen sich ergibt. Aus dem Feuchten haben sich stufenweise die lebenden Wesen entwickelt. Auch die Landtiere waren anfangs fischartig und haben erst nach Abtrocknung der Erde ihre jetzige Gestalt erhalten, sogar die Menschen sind aus fischartigen Tieren entstanden. Des A. Schrift »Über die Natur«, die erste philosophische und eine der ersten prosaischen in der griechischen Literatur, ist bis auf sehr dürftige Bruchstücke verloren gegangen. Vgl. Schleiermacher, Über die Lehre des A. (Berl. 1815); Teichmüller, Studien zur Geschichte der Begriffe (das. 1876); Neuhäuser, Anaximander Milesius etc. (Bonn 1883).