Atlas [2]

[48] Atlas (arab., »abgerieben, kahl«; franz. Satin), Gewebe mit glatter, lebhaft glänzender Oberfläche, die durch die eigenartige Bindung der Kettenfäden (Atlasbindung, s. Gewebe) entsteht. Man webt Seiden-, Leinen-, Woll- und Baumwollatlas, letztere sind meist fünf-, der Seidenatlas (A. im engern Sinn) achtbindig. A. dürfte im frühen Altertum in China oder Indien in mechanischer Nachahmung der Plattstichstickerei auf dem Webstuhl entstanden sein. Persische Seidenstoffe des 6.–8. Jahrh. zeigen, daß der Atlasgrund in den mit großen Tierfiguren oder Jagdszenen gemusterten Geweben des Mittelalters bevorzugt wurde. Die Aufnahme des A. in Europa fällt mit der Einführung der Seidenkultur zusammen. Im Altertum hieß der A. wohl Blattin; die Bezeichnung Satin erhielt er erst im 16. Jahrh.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 48.
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