Atlas [1]

[48] Atlas (Mehrzahl: Atlanten), allgemein gebräuchliche Benennung einer Sammlung von Himmels-, Land- oder Seekarten, von Städtegrundrissen, Kupferstichen, anatomischen, chirurgischen, pathologischen und technischen Abbildungen. Sie wurde zuerst von Mercator im 16. Jahrh. für seine Sammlung von Landkarten (s. d.) gebraucht, auf deren Titel die mythologische Figur des Atlas (s. unten den besondern Artikel) als Träger der Himmelskugel abgebildet war. – In der Baukunst heißen Atlanten herkulische Männergestalten, die an Gebäuden anstatt der Säulen oder Pilaster zum Tragen der Vorsprünge, Gesimse etc. oder des Gebälks angebracht sind (vgl. Atlas, S. 49). Bei den Griechen zieht der kräftigere und ernstere dorische Stil diese Atlanten oder TelamonenTräger«) den weiblichen Karyatiden (s. d.) vor, die der ionische Stil liebt. Beispiele haben sich unter anderut in dem dorischen Zeustempel zu Agrigent erhalten. Auch die spätern Baustile bis zur Gegenwart haben die Atlanten in Gestalt von ganzen und halben Figuren, z. B. als Träger von Balkonen, benutzt. – In der Anatomie heißt A. der erste Halswirbel, s. Wirbel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 48.
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