[75] Aubry de Moutdidier (spr. ōbri d' mongdīdjé), Ritter, der nach einer mittelalterlichen Sage von dem Verräter Macaire ermordet wurde. Da der Hund des Ermordeten den Macaire anfeindete, so schöpfte man Verdacht und ließ den Täter, der den Mord leugnete, einen Zweikampf mit dem Hunde bestehen, in dem der Hund Sieger blieb; Macaire legte dann ein Geständnis ab. Die Geschichte ist zuerst dargestellt in der »Chanson de geste« von der Königin Sibylle (nur in Bruchstücken erhalten, hrsg. von Scheler, Brüssel 1875) und in dem frankovenezianischen Gedicht »Macaire« (hrsg. von Guessard, Par. 1866, und von Mussafia, Wien 1864) aus dem 13. Jahrh. und dann sehr populär geworden. Sie fand sich als Wandgemälde im Schloß Montargis und ist Gegenstand einer altdeutschen Erzählung in von der Hagens »Gesamtabenteuern«, Nr. 8. Unverdient war der Beifall, den das Drama »Der Hund des Aubry, oder der Wald bei Bondy« später auf der Bühne erhielt; die Ausführung dieses Machwerkes, worin ein dressierter Pudel die Hauptrolle spielte, zu Weimar veranlaßte Goethe 1817 zur Niederlegung der dortigen Theaterintendantur.