[712] Bernárdes, Diogo, portug. Dichter, Zeitgenosse des Camoens, gewöhnlich »der sanfte Limasänger« genannt, weil seine lyrischen Schöpfungen das Flüßchen verherrlichen, an dessen Ufern er seine Jugend verbrachte. Geboren um 1530 in Ponte do Lima in einer idyllisch schönen Landschaft, blieb er dort bis 1550, bildete seine dichterischen Anlagen unter der Leitung des Meisters Sa de Miranda aus, der nicht fern auf seinem Landsitz Quinta da Tapada den Musen lebte, trat der von diesem begründeten neuen italianisierenden Schule bei und schrieb gefühlvolle Idylle, Elegien, Oden, Kanzonen, Oktaven und Sonette unter den Titeln: »O Lyma« (1596, 1633, 1761 und 1820), »Rimas Varias: Flores do Lyma« (1596, 1633, 1770) und »Varias rimas ao Bom-Jesus« (1594, 1770). Nach der Hauptstadt übergesiedelt, begleitete er den Gesandten König Sebastians nach Madrid (1576), nahm teil an dem afrikanischen Feldzuge (1578), geriet bei Alkacer Kebir in Gefangenschaft, ward losgekauft und erhielt vom König Philipp II. ein kleines Hofamt (1583). Persönliches Liebesleid und das nationale Unglück hatten jedoch seine Dichterkraft gebrochen: seine letzten Gedichte sind sehr unbedeutend. Die Beschuldigung, B. habe sich Handschriftliches von Camoens angeeignet und für sein eignes Werk ausgegeben, ist eine durch nichts bewiesene, leichtfertige Erfindung des Polyhistors Faria e Sousa (s. d.).